Hilfe für ukrainische Flüchtlinge: Baden-Badener, packt mit an!

04März
2022

Täglich erreichen uns neue Bilder, die durch Mark und Bein gehen: Ein großer Strom von Menschen flüchtet aktuell aus der Ukraine, vor russischen Panzern und erbarmungsloser Zerstörung. Konstantin Isaak, FBB-Mitglied mit ukrainischen Wurzeln, ist sehr um seine Landsleute besorgt. Jetzt ist schnelle Hilfe gefragt – auch Baden-Badener können ihren Beitrag leisten! Für alle, die mit anpacken wollen, um das Leid zu lindern: Hier kommen Adressen und Telefonnummern.

Er lebt seit vielen Jahren in Deutschland. Doch geboren ist Konstantin Isaak in der südlichen Ukraine. Aktuell bangt er um seine Verwandten: „Ich habe sieben Cousinen und zwei Onkel in der Ukraine. Zwei meiner Cousinen leben in Kiew, wir können sie aber nicht erreichen. Ich weiß nicht mal, ob sie noch am Leben sind“, sagt er nachdenklich. Und er berichtet von schlaflosen Nächten, die er am Bildschirm verbringt, um sich Videos von seiner alten Heimat und seinem Volk im Ausnahmezustand anzuschauen. „Die Russen bombardieren auch Wohngebiete. Dieses Ausmaß gab es seit dem zweiten Weltkrieg nicht. Doch nicht alle Ukrainer wollen fliehen und alles zurücklassen. Und die Männer bleiben, um Widerstand zu leisten.“

Den Menschen auf der Flucht fehlt es an allem

Konstantin Isaak ist sehr besorgt. „Bis jetzt sind rund 900.000 Ukrainer auf der Flucht. Und es werden noch viel mehr werden. Die meisten werden in Polen und den angrenzenden Ländern bleiben. Doch einige von ihnen werden auch nach Deutschland kommen. Die Menschen dort gehen durch die Hölle. Die militärische Lage ist nicht hoffnungslos, deshalb müssen wir in irgendeiner Form helfen. Putin hat nicht erwartet, auf solch erbitterten Widerstand zu treffen. Er ging davon aus, das Land schnell erobern zu können. Es gibt Videos, wie sich Zivilisten Panzern in den Weg stellen – und die Panzer drehen bei.“

Es geht ums Durchhalten und Überleben

Doch die Bilder des übermächtigen russischen Militärs und der zig Kilometer langen Panzerkolonne machen Angst. Konstantin Isaak hat für sich entschieden, wie er seinen Landsleuten helfen will: „Ich habe Geld an die ukrainische Zentralbank überwiesen. Dort haben sie ein Konto eröffnet für das Militär. Wichtig ist, dass der Staat in ein paar Wochen noch existiert. Das geht aber nur, wenn das Militär Widerstand leisten kann. In diesem Augenblick hat die Stärkung des ukrainischen Militärs aus meiner Sicht oberste Priorität. Es kommt jetzt darauf an, wie gut die ukrainische Armee russische Angriffe abwehren und den Vorstoß stoppen kann.“ 

Jeder Baden-Badener kann helfen!

Dieser Krieg bedeutet eine Zeitenwende. Was jetzt gebraucht wird, ist schnelle Hilfe und Solidarität mit Menschen, die alles verloren haben. Hilfe kann jeder leisten, auch hier in unserer Stadt. Konstantin Isaaks Appell ist klar: „Falls die Baden-Badener solidarisch handeln möchten, muss das sehr schnell passieren. Jeder Bürger sollte irgendetwas tun, etwa Medikamente spenden oder Geld einsammeln.“ Auch wer ein Zimmer oder eine Wohnung zur Verfügung stellen kann, kann das tun. Der städtische Fachbereich Bildung und Soziales freut sich über bereits angebotenen Wohnraum, darunter Gästezimmer, Ferien- und Einliegerwohnungen. Dauer des Aufenthalts und die Anzahl der Personen kann man natürlich selbst festlegen. Einfach eine Mail schicken an: hilfe.ukraine@baden-baden.de oder die städtische Ukraine-Servicenummer 07221/93-14772 anrufen, täglich außer Samstag und Sonntag, zwischen 8.30 Uhr und 16 Uhr. Hier steht ein kompetenter Ansprechpartner zur Verfügung, der Anliegen rund um die Ukraine aufnimmt und an die richtige Stelle weiterleitet und auch Fragen beantworten kann. Konstantin Isaak wird nachdenklich: „Wir hier in Deutschland sollten dankbar sein, dass es uns so gut geht. Doch die Menschen in der Ukraine sind in großer Not.“

Wir können die Not lindern

Baden-Baden bereitet sich seit einer Woche zur Aufnahme von Flüchtlingen aus der Ukraine vor. Über die Mailadresse hilfe.ukraine@baden-baden.de werden zudem weitere Hilfsangebote gesammelt, wie Sachspenden, Dolmetscherdienste und ehrenamtliche Angebote. Nachrichten, die auf dieser Mailadresse eingehen, werden montags bis freitags kurzfristig beantwortet.

Auch Ärzte helfen mit

Angebote für ärztliche Unterstützung werden bereits durch Vertreter der Ärzteschaft koordiniert. So ist die Einrichtung einer speziellen ärztlichen Sprechstunde für ukrainische Flüchtlinge geplant.

Geld spenden

Ebenso ergeht ein gemeinsamer Baden-Badener Geldspendenaufruf, um Menschen in der Ukraine und Flüchtlinge zu unterstützen, die in den Nachbarländern der Ukraine Schutz vor der russischen Armee suchen. Kontoinhaber Caritasverband Baden-Baden, IBAN DE67 6625 0030 0004 0371 64, dabei unbedingt das Stichwort „Ukrainehilfe“ angeben. Auch die Aktion Deutschland hilft sammelt Geld. Spendenkonto: DE62 3702 0500 0000 1020 30.

Noch gibt es Hoffnung

Konstantin Isaak hat noch einen Funken Hoffnung: „Ich bin dankbar, dass unsere Regierung und die westliche Staatengemeinschaft so schnell mit Sanktionen reagiert hat. Das wird Russland hart treffen.“

Was wird mit Besitztümern kremlnaher Russen in Deutschland? Und in der Kurstadt?

Doch man könnte noch weiter gehen. Konstantin Isaak: „Ich frage mich auch, wie man mit den russischen Oligarchen umgehen wird, die hier in Baden-Baden Immobilien haben.“ In der Kurstadt sind zahlreiche Villen und Wohnungen im Besitz russischer Familien, die nicht dauerhaft hier wohnen, sondern nur gelegentlich hierherkommen. Sie stehen mitunter Jahre leer. Kalte Betten, die dringend gebraucht werden – doch bislang haben sich weder Stadt, Land oder Bund um dieses Thema gekümmert. Einen harten Kurs will man in Frankreich fahren: Die Regierung dort nimmt aktuell die Besitztümer kremlnaher Russen ins Visier. Diese sollen laut ntv nach Möglichkeit beschlagnahmt werden. „Wir werden alle russischen Persönlichkeiten ausmachen, die in Frankreich Besitztümer haben und die wegen ihrer Regierungsnähe zu den EU-Sanktionen hinzugefügt werden können“, sagte der französische Wirtschaftsminister Bruno Le Maire in Paris. „Wir werden juristische Mittel nutzen, um all diese Güter zu konfiszieren.“

Foto: Privat