HAUPTAMTLICHER EHRENAMTSBEAUFTRAGTER VOR DEM AUS?

21November
2025

Das Ehrenamt ist ein wichtiger Bestandteil des öffentlichen Lebens. Allein in Baden-Baden gibt es über 600 Vereine. Um die ehrenamtlichen Aktivitäten zu unterstützen, hat die Stadt 2018 die Stelle eines Ehrenamtsbeauftragten geschaffen. Am Montag entscheidet der Gemeinderat über seine Zukunft.

Immer wieder zeigt sich, dass Vereine einspringen, wenn Not am Mann ist. Man erinnere sich nur an den Orkan „Lothar“ Ende der Neunziger, als die Bürger im Osten der Stadt mit tausenden Bäumchen bei der Wiederaufforstung halfen. Um dem Ehrenamt mehr Achtung zu erweisen, hat die Stadt 2018 die Stelle eines Ehrenamtsbeauftragten geschaffen, fest angestellt bei der Stadtverwaltung. Das war nicht nur eine nette Geste, sondern es sollte den Vereinen zeigen, dass die Stadt das Ehrenamt honoriert. Doch nun, in Zeiten knapper Kassen, schleicht das Spargespenst durch alle Etagen und Korridore des Rathauses und fahndet gnadenlos nach Personalstellen, die man einsparen kann. Und dieses Gespenst hat nun auch an die Tür des Ehrenamtsbeauftragten angeklopft. Braucht man so etwas wirklich, oder sollte man in diesen schweren Zeiten auch dem Ehrenamt etwas abfordern können? Es obliegt nun dem Gemeinderat darüber, zu entscheiden.

FBB-Stadträte Tommy Schindler und Rainer Lauerhass haben bei den Vereinen nachgefragt

Zahlreiche Gemeinderäte sind in Vereinen involviert und kennen die Abläufe dort genau. Die FBB-Stadträte Tommy Schindler und Rainer Lauerhass wollten es jedoch genauer wissen und haben unter den Vereinen in Baden-Oos und Lichtental eine Umfrage gestartet. Gerade in Lichtental gibt es besonders viele Vereine und sogar einen „Gemeinnützigen Verein“, der die Aktivitäten im Stadtteil bündelt und organisiert.

Per Mail und überwiegend persönlichen Ansprachen haben die beiden einige Fragen an die Vereine gestellt. Tommy Schindler, in zahlreichen Vereinen in Lichtental selbst in verantwortungsvoller Position, war erstaunt über die Antworten. Er selbst hatte die Vorgängerin des aktuellen Beauftragten mehrmals um Rat gefragt und war voll davon überzeugt, dass diese Stelle absolut wichtig ist. Die Umfrage hat ihn jedoch auf den Boden der Tatsachen gebracht. So haben die Vereine in Lichtental reagiert:

Frage: Wisst Ihr, dass es einen Ehrenamtsbeauftragten bei der Stadt Baden-Baden gibt?

Antwort: Von 17 Befragten haben 17 mit Ja geantwortet.

Frage: Habt Ihr diese Person schon mal um Hilfe gebeten oder anderweitig kontaktiert?

Von den 17 Befragten haben lediglich 5 mit Ja geantwortet. Der größere Teil der Ja-Sager hatte sich jedoch an die Vorgängerin des jetzigen Stelleninhabers gewandt.

Frage: Ist der Ehrenamtsbeauftragte für Euch die erste Person, die Ihr in Vereinsfragen ansprecht?

2 Vereine haben mit einem klaren „Ja“ geantwortet. Die Neinsager dagegen zogen es vor, sich persönlich an die Stadträte im Ort zu wenden. Man kenne seine Pappenheimer und hätte gute Erfahrungen damit gemacht, wenn man sich an diese Leute wenden würde. Dabei spiele die Partei überhaupt keine Rolle, sondern man wendet sich an den Menschen, den man kennt.

Frage: Meint Ihr, wir brauchen einen Ehrenamtsbeauftragten?

Hier gab es zwei klare Ja-Stimmen, drei Untentschlossene und der Rest meinte, dass man zumindest in Lichtental das nicht unbedingt bräuchte. Das ist eine klare Watschen. Aua. Dies beziehe sich jedoch nicht auf den Stelleninhaber, den viele gar nicht persönlich kennen. Offenbar fühlen sich die Lichtentäler gut vertreten.

 

In Baden-Oos gab es nicht so viel detaillierte Antworten, denn man sah überwiegend schon einen Sinn im Ehrenamtsbeauftragten. Der Befragungszeitraum war jedoch zu kurz, um detailliertere Ergebnisse zu erzielen. Die hohe Anzahl an Vereinen und die Möglichkeit, Interesse zu bündeln, wurden als eine Aufgabe gesehen. Gleichzeitig aber auch die Schwierigkeit, bei der Verschiedenheit der Interessen zu einem Erfolg zu kommen.

So können wir gespannt sein, wie am kommenden Montag das Ergebnis ausfällt.

 

Tommy Schindler

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FBB-Stadtrat

 

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