Haueneberstein: Vorerst bleibt Amazon fern

12Juli
2022

Es ist ein temporärer Erfolg für die Bürger Hauenebersteins: Zumindest in den nächsten zwei bis drei Jahren wird Amazon dort kein Logistik- und Verteilzentrum errichten. Grund hierfür ist der noch nicht beschlossene Standtort für den Bau des Zentralklinikums Mittelbaden.

Ein gigantisches Logistik- und Verteilzentrum eines Großkonzerns, das 24 Stunden am Tag operiert, rund 2.500 vorbeidonnernde LKWs am Tag, großes Gewimmel und Gewusel auf einem 40.000 Quadratmeter großen Areal: Von Ruhe und Frieden könnte man in Haueneberstein Abschied nehmen, falls der Online-Riese dort bauen würde. Aus diesem Grund wehren sich die Bürger sowie der Ortschaftsrat seit längerem gegen den Plan – und vorerst können sie aufatmen.

Zwei bis drei Jahre blockiert

Am Montag beschloss der Ortschaftsrat in Haueneberstein einstimmig, Amazons Pläne für die kommenden Jahren zu blockieren. Möglich ist dies aufgrund der Pläne für das neue Zentralklinikum Mittelbaden: Bisher hat das Klinikum Mittelbaden Krankenhäuser in Baden-Baden, Rastatt und Bühl. Zusammengelegt werden sollen diese 2029 durch ein großes Zentralklinikum. Der Standort hierfür ist noch nicht entschieden. Voraussichtlich wird es wohl auf Rastatt hinauslaufen, aber bis das nicht in trockenen Tüchern ist, muss man sich die Möglichkeit offenhalten, in Haueneberstein zu bauen: Und das könnte auf dem Nachbargrundstück des geplanten Amazon-Zentrums stattfinden, das den Klinikbetrieb stören würde.

Stimmen aus der Politik

Die „verkehrstechnische Totalkatastrophe“, wie sie ein Bürger nannte, beschäftigt die Lokalpolitik seit längerem. Sabine Iding-Dihlmann von der Grünenfraktion erkundigte sich, ob die Entscheidung des Ortschaftsrats angefochten werden könne, das Projekt für die nächsten Jahr zu blockieren. Dies sei laut Thomas Schwarz, Fachgebietsleiter Planen und Bauen, zwar theoretisch möglich, jedoch wären „die Klinikpläne […] ein guter Grund, die Sperre zu erlassen.“

Die Sperrfrist wird nicht ewig dauern

Oberbürgermeister Dietmar Späth äußerte sich auch zur Sache: „Man kann keine Sperre über zehn oder fünfzehn Jahren aussprechen. Bis das andere Grundstück in Rastatt Baurecht hat, wird es zwei bis drei Jahre dauern. Über diesen Zeithorizont reden wir also.“

Langer Atem ist gefragt

Der Aufschub – ist also gegeben. Amazon bekundet jedoch nach wie vor Interesse daran, in Haueneberstein ein Zentrallager zu betreiben. Der Ortschaftsrat in Haueneberstein wird also einen langen Atem brauchen, um dem Online-Händler nach wie vor die Stirn zu bieten.

Bild/Foto: unsplash.com | ben becher