Energie sparen – fast schon eine Form des Protests

01April
2022

Lieber etwas frieren oder Russland die Kriegskassen füllen? Die steigenden Energiepreise sind spätestens seit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine in aller Munde. Was wir tun können.

Wenn jetzt an diesem Wochenende die kalte Luft aus Skandinavien übers Land zieht und wir wieder winterliche Temperaturen bekommen, werden wir erneut die Heizung aufdrehen müssen. Das geht mehr und mehr ins Geld – und da ein Großteil unseres Gases aus Russland kommt, füllt es dort die Kasse des Kriegstreibers Putin. Über 55 Prozent des Gases, das wir täglich nutzen, um zu heizen und zu duschen, kommen aktuell noch aus Russland. Solidarität mit der Ukraine können wir nicht nur zeigen, indem wir auf die Straße gehen, sondern auch, indem wir uns von russischem Gas ein wenig unabhängiger machen.

Rund 80 Prozent des Gasverbrauchs fürs Heizen

Bei 20 bis 22 Grad Celsius zuhause fühlen sich die meisten Menschen richtig wohl. Wer aber die Heizung nur minimal herunterdreht und dabei die Raumtemperatur um gerade mal ein Grad Celsius vermindert, kann so mithelfen, dass wir bis zu sieben Prozent weniger Gas aus Russland kaufen müssen. Und, nicht vergessen: Gas sparen hilft nicht nur der Ukraine, sondern auch unserem Geldbeutel und dem Klima. Und da wir alle wohl genug Pullis und Schals im Schrank haben, müssen wir das nicht mal spüren. Es tut uns also nicht weh, Wohnräume ein klein bisschen weniger zu heizen.

Mehr lüften und bewegen ist gesund und spart Geld

Außerdem heizt sich frische Luft schneller auf als abgestandene – häufiges Lüften ist also nicht nur für die Gesundheit gut, es kann auch beim Sparen helfen. Genau wie etwas zusätzliche Bewegung an der frischen Luft: Denn wer sich draußen bewegt hat, dem wird es drinnen nicht so schnell kalt. Gut 20 Prozent des Gasverbrauchs macht in deutschen Haushalten außerdem das warme Wasser aus. Um hier zu sparen, könnte man doch auch einmal öfter aufs Vollbad verzichten und sich beim Duschen eine Minute früher als sonst einen Ruck geben, das angenehm warme Wasser wieder auszustellen. Doch nicht nur unser Gas beziehen wir zum größten Teil aus Russland, auch beim Öl- und Steinkohleimport steht Russland an erster Stelle – also gilt es auch beim Strom, zu sparen.

Kühlschrank oft kälter als nötig

Auch das Abtauen des Eisfachs im Kühlschrank hilft, Energie zu sparen. Übrigens: Viele Verbraucher stellen ihren Kühlschrank zu kalt ein. Die ideale Kühlschranktemperatur liegt bei rund 7 Grad Celsius, etwa Stufe eins oder zwei. Faustregel: Wenn die Butter nicht mehr streichfähig ist, ist der Kühlschrank unnötig kalt. Sparen kann man auch, indem man den Backofen clever nutzt: Wenn der Ofen noch schön heiß ist, weil die Kartoffeln darin brutzelten, kann man die Restwärme gleich noch für einen Kuchen nutzen. Und selbstverständlich sollten Spül- und Waschmaschine nur dann laufen, wenn sie voll sind. Energie sparen – ist wirklich kein Hexenwerk.

Unabhängigkeit von Russland in weiter Ferne

Im Augenblick wird viel spekuliert. Flüssiggas aus Übersee und von anderen Teilen der Welt soll irgendwann russisches Erdgas ablösen. Erneuerbare Energien sollen im Rekordtempo gefördert werden. Doch momentan sind wir in Sachen Energie noch längst nicht unabhängig von Russland: Würden wir jetzt alle Importe von russischem Gas, Öl und Kohle stoppen, könnten wir unseren enormen Energiebedarf nicht decken. Gerade die (chemische) Industrie hat einen hohen Bedarf. Und diese treibt unsere Wirtschaft und schafft unzählige Arbeitsplätze. Bis zur Unabhängigkeit von Russland ist es also noch ein weiter Weg. Dennoch haben wir es in der Hand, etwas sparsam mit den teuren Rohstoffen umzugehen. Das hilft der Ukraine, dem Klima – und uns.

Foto: pixabay.com | Ben Becher