Impfungen: Kostbare Zeit verstreicht

19November
2021

Unternehmen schaffen es, Städte wie Karlsruhe und Rastatt auch: Warum bekommt es die Stadtverwaltung nur schleppend hin, eine feste Impfstation einzurichten? Und Bürger ohne Internet bei der Terminvergabe mitzunehmen? Zwei Stadträte der FBB wandten sich (erneut) an OB Mergen.

„Aufgrund der hohen Nachfrage sind bereits alle Impftermine ausgebucht“, konnte man am Mittwochmorgen auf der Website der Stadt lesen. Trotz der Bemühungen der FBB, OB Mergen zur Wiedereinrichtung eines Impfzentrums zu bewegen (wir berichteten), gab es nur ein paar mobile Impfteams mit wenigen Terminen oder die Möglichkeit, beim Hausarzt eine Erst-, Zweit- oder Booster-Impfung zu erhalten.

Donnerstagnachmittag dann die Ankündigung neuer Impftermine

Bereits schon nächste Woche soll es laut einer Pressemitteilung der Stadt weitere Corona-Impftermine geben. Laut Dr. Ingo Wiedenlübbert gibt es ab Dienstag, 23. November, in den Räumen des ärztlichen Bereitschaftsdienstes in der Klinik in Balg von 14.15 bis 18 Uhr neue Corona-Impftermine. Die Termine werden am Montagmorgen, 22. November, über die Internetseite www.baden-baden.de/impftermine freigeschaltet.

Impfstützpunkt in der Cité

Die Stadtverwaltung dränge einen der vom Land zugesicherten Impfstützpunkte so schnell wie möglich nach Baden-Baden zu bekommen. Direkt nach der Ankündigung des Landes habe die Stadt, zusätzlich zu den Einzelimpfaktionen des zuständigen Mobilen Impfteams (MIT) Karlsruhe, den Antrag auf einen festen Impfstützpunkt für den Stadtkreis gestellt. Momentan wird vom MIT Standort Karlsruhe das Personal für den kurstädtischen Impfstützpunkt eingestellt. Ziel sei es, mit den Corona-Schutzimpfungen am 6. Dezember im Fachmarktzentrum Shopping Cité starten zu können. Geplant sind im Impfstützpunkt pro Woche sechs Impftage, jeweils von 12 bis 18 Uhr. Dabei wird montags ohne Terminvoranmeldung, von Dienstag bis Samstag mit Terminvoranmeldung geimpft.

Impfaktionen am Wochenende

Zu diesen Angeboten planen die Corona-Schwerpunktpraxen im Stadtkreis voraussichtlich ab 4. Dezember weitere Impfaktionen an den Wochenenden anzubieten. Die Stadt werde dies mit geeigneten Räumen und der Organisation der Terminvoranmeldung unterstützen, heißt es. Zudem sollen zusätzliche MIT-Termine eingerichtet werden, auch in den Ortsteilen.

Die Zahlen steigen – der Unmut wächst

Höchste Zeit, dass weiter geimpft werden kann: In der Stadt wächst der Unmut darüber, dass es nur schleppend vorangeht, was das Impfen betrifft, täglich. Gleichzeitig schießen die Zahlen der 7-Tage-Hospitalisierungsinzidenz (4,7 am Donnerstag, 9 Uhr) und der 7-Tage-Inzidenz (348,1) durch die Decke.

Stadtrat Prof. Dr. Heinrich Liesen, FBB, hat schon vor Wochen einen Antrag an OB Margret Mergen gerichtet. Ziel und Zweck: die Booster-Impfung in Baden-Baden zu beschleunigen.„Die Fraktion der Freien Bürger für Baden-Baden stellt hiermit den Antrag, für die Booster-Impfung (dritte Corona-Impfung) die Trinkhalle zu öffnen“, hieß es darin. Doch die Trinkhalle – ist seit ein paar Tagen ein „Saal des Weines“.

Menschen ohne Internet bleiben außen vor

Liesen hatte sich am Dienstagmorgen erneut an OB Mergen gewandt. Darin äußerte er Kritik an der Vergabe der bisherigen Impftermine: „Die Bürger können sich nur per Internet anmelden. Viele ältere Bürger nutzen jedoch kein Internet, haben keinen Zugang. Es wäre wünschenswert, wenn hierfür eine Telefon-Nummer eingerichtet würde, die zumindest einige Stunden pro Tag besetzt ist. Bis jetzt habe ich heute zwei Anrufe von über 80-Jährigen erhalten, die nicht wissen, wie sie einen Impftermin erhalten können. Deshalb beantrage ich im Namen der Bürger, eine solche Telefon-Nummer einzurichten und dies in den Medien bekannt zu machen. Ein freier Zugang zu den Impfstationen, wie z.B. in Rastatt, wäre sicherlich die beste Lösung.“

Tommy Schindler adressierte sich ebenfalls an OB Mergen

Stadtratskollege Tommy Schindler legte keine Stunde später nach und adressierte ebenfalls ein Schreiben an OB Mergen: „Ich kann die Angaben von Kollege Liesen nur bestätigen. Ich war während der Impfaktion des Gemeinnützigen Vereins Lichtental im Löwensaal die telefonische Annahmestelle für Impftermine. Seit Bekanntwerden des Impftermins am 27.11.2021 haben viele Geimpfte von damals bei mir angerufen und um einen Termin angefragt. Leider konnte ich sie nur auf die Internetseite der Stadt verweisen, was in den meisten Fällen große Unzufriedenheit auslöste. Viele ältere Mitbürger verfügen nicht über die nötigen Kenntnisse, um sich im Internet anzumelden. Aus diesen Erfahrungen heraus unterstütze ich den Antrag von Kollege Liesen in vollem Umfang.“

Rastatt und Karlsruhe haben zügig gehandelt

Rastatt hat mit seinem Impfzentrum im Rossi-Haus seit 18. Oktober eine rasche Lösung gefunden – das Angebot wird auch von Baden-Badenern wahrgenommen – und die Stadt Karlsruhe hat gleich mehrere Orte für eine Impfung auf einer Online-Karte ausgewiesen: https://www.landkreis-karlsruhe.de/coronavirus. Es wäre zu wünschen, dass Baden-Baden nun verlässlich und schnell handelt, um den dringend notwendigen Beitrag für den Impfschutz der Bürger zu gewährleisten. Es verstreicht bislang wertvolle Zeit, in der sich Menschen mit dem Corona-Virus infizieren könnten.

Foto: unsplash.com_Alex Mecl