Die Preise explodieren

20August
2021

Seit 2012 sind die Immobilienpreise in der Baden-Badener Innenstadt um sage und schreibe 78 Prozent* gestiegen. Viele Menschen sind aber nicht in der Lage, sich eine teure Immobilie zu kaufen. Was bleibt? Sie müssen mieten. Doch auch hier drücken horrende Preise auf den Geldbeutel.

Was Baden-Badens Stadtpolitik in Sachen bezahlbares Wohnen angeht, hat Martin Ernst, Fraktions-Chef der FBB, eine ganz klare Meinung. „Hier hat die Stadt Baden-Baden in den letzten Jahrzehnten mit ihrer Baupolitik es tatsächlich versäumt, dass auch der Normalverdiener sich Immobilieneigentum in der Innenstadt leisten kann“, sagte er gerade goodnews4 im Interview. Martin Ernst kennt sich aus: Er ist seit Jahrzehnten als Immobilienmakler in der Kurstadt tätig. Auch als Bauherr hat er sich einen Namen gemacht.

Luxusbauten breiten sich immer mehr in der Stadt aus

Doch wer kann sich schon eine Wohnung für eine halbe oder dreiviertel Million Euro und mehr leisten? Wie sollen Krankenschwestern, Büroangestellte oder Verkäuferinnen hier eine bezahlbare Bleibe finden? Den Zuschlag für Bauprojekte bekommen meist Bauherren, die enorme Preise für Wohnungen aufrufen. Baden-Badens Innenstadt – ein Luxuspflaster, von Ausgewogenheit keine Spur.

Wo bleibt der Normalverdiener?

In Baden-Badens Innenstadt kann er sich nichts kaufen. Und auch in den Lagen nahe der Innenstadt sind die Preise in den vergangenen Jahren stetig gestiegen: So werden für Einfamilienhäuser nicht selten eine Million Euro und mehr aufgerufen, Tendenz steigend. Die Welterbe-Auszeichnung für Baden-Baden wird diesen Teuer-Trend vermutlich weiter verstärken.

Doch auch Mieten wird immer kostspieliger

Auch bezahlbare Mietwohnungen zu finden, gleicht der Suche der Nadel im Heuhaufen, und zwar in vielen Städten Deutschlands: Fast 1,1 Millionen Haushalten bleibt nach Abzug der Miete weniger als das Existenz-Minimum zum Leben übrig. Dies belegt eine Studie der Humboldt-Universität zu Berlin, die von der Hans-Böckler-Stiftung gefördert wurde. Demnach sind fast 13 Prozent der Haushalte, die in großen Städten zur Miete wohnen, in einer schlimmen Lage. „Wohnen kann arm machen“, lautet das traurige Resümee der Forscher.

Es entstehen zu wenig neue bezahlbare Wohnungen

Dabei sind in Deutschland 2020 so viele Wohnungen fertiggestellt worden wie seit fast 20 Jahren nicht mehr – über 300.000, laut Statistischem Bundesamt. Auch in Baden-Württemberg wurde gebaut, es entstehen gerade knapp 45.000 neue Wohnungen, fünf Prozent mehr als 2019. Das reicht aber nicht. Der Bedarf liegt, laut Berechnungen von Experten, deutlich höher.

Wer wenig hat, wird abgehängt

Am schlimmsten trifft die Wohnungsnot Menschen mit kleinem Einkommen. Die Zahl der Sozialmietwohnungen nimmt kontinuierlich ab – und das, obwohl das Thema bezahlbares Wohnen seit Jahren ganz oben auf der Liste unserer Landesregierung steht.

Es fehlt auch an Konzepten

Nach Auskunft von Experten fehlt es aber auch an Ideen seitens der Politik, wie Menschen künftig zusammenleben können, Stichwort demografischer Wandel. Mehrgenerationenhäuser könnten eine Antwort darauf sein.

* Quelle: Immobilienreport Dahler & Company