Der Herr der Gärten

25Mai
2021

Wolfgang Eberts ist ein umtriebiger Mann. Der ehemalige Besitzer der Baumschule Eberts hat jahrzehntelang das Arboretum liebevoll gehegt und gepflegt. Bald wird dieser Exotenwald für alle Bürgerinnen und Bürger zugänglich sein. Cornelia Mangelsdorf hat den Pflanzenkenner auf einem Spaziergang begleitet.

Seine Gartenschere hat er immer dabei. Was für den Arzt das Stethoskop, ist für den passionierten und weitgereisten Baum- und Pflanzenexperten sein Schneidgerät. Und, schnipp-schnapp, löst er an einem Rhododendronbusch im Vorbeigehen ein kaputtes Zweiglein ab. „Tree consultant“ steht auf seiner Visitenkarte. Bäume und Gärten sind seine Berufung.

Die FBB setzte sich für die Öffnung ein

Nach der Schließung seines Gartenbetriebs 2016 war es Wolfgang Ebert ein Anliegen, die Zukunft des Arboretums mit seiner stattlichen Sammlung an Baumexoten und wertvollen Sträuchern zu erhalten. Ende 2020 ging das Kleinod dann in den städtischen Besitz über. Ende 2021, spätestens Anfang 2022 soll es der Bevölkerung zugänglich gemacht werden. Die FBB hatte bereits im Sommer 2020 zusammen mit der CDU sowie den Freien Wählern einen Antrag gestellt, mit dem Ziel, dass die Stadt das Arboretum erwirbt und der Öffentlichkeit zugänglich macht.

Ein Kleinod mit botanischen Schätzen

Stolze Mammutbäume erheben sich auf dem 50 Hektar großen Gelände über den Eckhöfen. Über 50 Jahre hat die Familie Eberts Bäume und Sträucher in ihr Arboretum gepflanzt. An manchen Stellen wirkt es wie ein englischer Park. Der Hauptweg schlängelt sich an unzähligen botanischen Schönheiten vorbei. Die Rhododendronbüsche erblühen gerade in Pink, Rosa, Weiß und Violett. „Schauen Sie sich mal diese riesige Blüte an“, freut sich Wolfgang Eberts über einen Blütentraum in rosa. Eine rote Kamelie leuchtet und weiter oben reckt sich eine stolze ungarische Eiche dem Sonnenlicht entgegen. Auch Magnolienbäume und Hartriegel haben hier eine wunderbare Heimat gefunden.

Bäume aus aller Welt

Wenn der Baumexperte beim Rundgang von den Unterschieden der kalifornischen Mammutbäume spricht – die an der Küste werden längst nicht so riesig wie die im Landesinnern, die bis zu sieben Meter Durchmesser aufweisen können – merkt man sofort: Dieser Mann hat sich auf der ganzen Welt umgeschaut, um von überall her grüne Schätze mitzubringen.

Lauschige Ecken

An fast jeder Ecke im Arboretum kann er eine Anekdote erzählen. Den großen grauen Mühlstein oben, der als Tisch dient, hat er in Ligurien gefunden. „Ich habe gleich zehn, fünfzehn mitgenommen“, lacht er. Weiter unten gibt es eine Bank, die aus einem riesigen Stein-Koloss entstand. Vorbild war hier die Arbeit eines amerikanischen Künstlers.

Sein Rat ist gefragt

Von vielen prominenten Menschen wurde er schon in ihre Gärten gebeten, um dort etwas zu verschönern. Und so führten ihn seine Wege unter anderem nach Hamburg oder Italien. Sein Rat ist gefragt, auch hier im Arboretum. Er ist darauf bedacht, dass hier etwas Schönes entsteht, dass viele Menschen sich an diesem wunderbaren Stück Natur erfreuen dürfen. „Auch für die Kinder möchte ich hier gern etwas machen“, betont er. Gleich über dem Arboretum befindet sich der Waldkindergarten. Doch die Auflagen machen es ihm nicht leicht. „Erstmal schauen, was wir umsetzen dürfen.“

Es gibt noch viel zu tun

Das Sagen im Arboretum hat nun die Stadt. Doch die Zusammenarbeit mit Forst- und Gartenamt gestaltet sich positiv. Die Arbeiter haben schon einige Bäume gefällt. Einige Bäume müssen laut Eberts noch weichen, um Sichtachsen zu öffnen. Es müssen Wege befestigt und Treppen aufgearbeitet werden. Später dann werden noch einige Bänke aufgestellt. Wolfgang Eberts bleibt der Treiber im Hintergrund. Er ist Pflanzenfreund aus Leidenschaft. Das hat er in den Genen.

Eine Familie mit Schaffensdrang

Schon sein Vater Friedrich hatte den elterlichen Betrieb von seinem Vater 1936 übernommen. Bereits 1900 war dort eine Gärtnerei gegründet worden. Friedrich Eberts war viel herumgekommen: Sein Berufsweg führte unter anderem nach Belgien, Niederlande, England und Frankreich. Später hat er dann begonnen, Reiseberichte zu schreiben. Das Umtriebige – das hat er seinem Sohn Wolfgang vererbt, der die Baumschule übernahm.

Stück für Stück kamen Sträucher und Bäume hinzu

1966 hatte Friedrich Eberts das Grundstück „Liebmann“ für das Arboretum vom gleichnamigen Nebenlandwirt erworben. Damals standen nur ein paar einzelne Bäume auf dem Hang. Der Weg, der sich durch das Gelände schlängelt, war damals schon angelegt. 1973 übergab Vater Friedrich das heutige Arboretum an seinen Sohn Wolfgang. Und der hielt es in Ehren und pflanzte über Jahrzehnte viele Schätze in die Erde hinein.

Mit Hingabe tätig

Eberts, Jahrgang 1941, ließ sich in Schleswig-Holstein, USA und Frankreich ausbilden. Die Führung des Familienbetriebs hatte er 1970 übernommen. Neben der Baumschule baute er in Baden-Baden auch das bundesweit beachtete „BambusCentrum Deutschland“ auf. Er gilt unter Fachleuten heute noch als „Bambus-Papst“. Bekannt wurde Wolfgang Eberts auch durch die in den USA gezüchtete Cornus kousa „Venus“ mit ihren creme-weißen Blüte. 15 Jahre lang hatte ein Professor in New Jersey an diesem Blumenhartriegel gearbeitet. Eberts erhielt die alleinigen europäischen Vertriebsrechte.

Im ganzen Land bekannt

Das Arboretum – ist und bleibt sein Augenstern. Und er freut sich, dass das Interesse daran so groß ist. Mehrere Hochschulen haben bekundet, Bachelor- und Masterarbeiten darüber schreiben zu wollen. Beteiligt sind die Technische Universität Berlin, die Ostschweizer Fachhochschule in Rapperswil am Zürichsee und die Hochschule für Wirtschaft und Umwelt in Nürtingen.

Nichts geht ohne Begeisterung

Wolfgang Eberts freut es, dass es vorangeht mit seinem Arboretum, ist es doch vielleicht der emotionalste Teil seines Schaffens. „Wissen Sie, wenn man etwas mit Leidenschaft macht, dann wird das bemerkt. Und dann kommt etwas Schönes dabei heraus“, sagt er. Das sieht man dem Arboretum auch an.

Foto: FBB-Archiv