Bonjour, tristesse!

02Februar
2021

Das Leben in Zeiten der Pandemie – es ist geprägt von Abstandhalten und sozialer Distanz. Das geht nicht spurlos an uns vorbei, wie mehrere Studien belegen. Vom Teenager bis zum Senior, in allen Altersgruppen haben die Menschen zu kämpfen.

Es klingt beinahe paradox: Die Maßnahmen, die unserem eigenen gesundheitlichen Schutz dienen und dem anderer, sind ausgerechnet die, die viele von uns seelisch in die Klemme bringen. Der Mensch ist eben ein „Zoon politikon“, das hat schon Aristoteles festgestellt – man merkt in Zeiten wie diesen, was für ein Rudeltier der Mensch doch ist und wie sehr man seine Mitmenschen braucht. Der Restaurantbesuch mit der Familie, ins Konzert mit Freunden, abends mal auf ein Bier in die Kneipe – all das müssen wir gerade aufgeben, aus Eigeninteresse und Solidarität. Langsam aber sicher schlägt dies vielen Menschen auf die Stimmung.

Ältere Menschen leiden besonders

Die älteren Mitbürger*innen stellen die Gruppe dar, die schon vor der Pandemie am stärksten unter Einsamkeit zu leiden hatte. Nun müssen alleinlebende Senior*innen noch mehr Zeit solo verplanen. Das Gefühl der Einsamkeit hat sich laut Angaben des Sozialverband Deutschland e.V. in Berlin mit der Pandemie weiter verstärkt, wie ein Gutachten zeigt. Was kann Abhilfe schaffen? Hoffentlich die bald flächendeckenden Impfungen und langfristig eine konsequentere Einbindung älterer Menschen, etwa durch die Förderung von Mehrgenerationenhäuser. Aber nicht nur diese Generation hat mit den seelischen Folgen von Lockdowns zu kämpfen.

Junge Leute: vernünftig – aber besorgt

Millenials, also Menschen aus der Genertation Y (alle Geburtsjahrgänge zwischen 1980 und 1994) und die Youngster aus der Generation Z – das sind die ab 1995 Geborenen –, haben auf eine ganz spezielle Art unter der Pandemie zu leiden. Die Generation, die sich bereits um den Klimawandel sorgen muss, hat nun auch darunter zu leiden, dass diese so wichtige Zeit in Ihrem Leben – in der Kontakte geknüpft, Lebenspartner gefunden und Berufserfahrungen gemacht werden sollten, von Beschränkungen durchzogen ist. Trotzdem bleiben die jungen Leute in der Mehrheit stark und diszipliniert, um sich und andere zu schützen: Laut der Shell-Studie „Junge Deutsche 2021“ ist es 73 Prozent der Befragten wichtig, sich an die Vorschriften zu halten. Schüler*innen leiden außerdem unter der digitalisierten Schulsituation, die alles andere als glatt läuft: Laut einer Studie vom „Center for European Policy Studies“ ist Deutschland auf dem EU-weit letzten Platz, was digitales Lernen und die Bereitschaft zu digitaler Innovation angeht.

Und das „Mittelalter“?

Der „mittelalte“ Teil der Bevölkerung zwischen 30 und 59 Jahren leidet vor allem unter der Unsicherheit, was aus einer Studie des Allensbach-Instituts hervorgeht. Der Erhalt des eigenen Jobs, Angst um wirtschaftliche Katastrophen und die ewige Frage, wann es denn nun endlich vorbei ist und das Leben wieder weitergehen kann: All das belastet auch Erwachsene. Die meisten fühlen sich laut Studie schlechter als zuvor, vermissen das soziale Leben und fühlen sich unsicher, was ihre eigene Zukunft und die der Welt betrifft. Ein positiver Nebeneffekt sei jedoch, dass etwa die Hälfte der Befragten angaben, dass sie durch Corona mehr die Dinge zu schätzen wüssten.

Kleiner Trost: Wir lernen auch etwas aus der Krise

Über alle Altersgruppen hinweg fühlen sich die Menschen einsamer als zuvor. Die seelischen Auswirkungen der Pandemie auf die deutsche Bevölkerung sind Gegenstand zahlreicher Untersuchungen: Das KIT in Karlsruhe erstellt momentan eine Studie darüber, wie Corona unser Leben verändert hat. Erste Thesen sind, dass wir als Gesellschaft viel über Nachhaltigkeit, Solidarität und den hohen Stellenwert der Wissenschaft gelernt haben. Und dann heißt es vielleicht ja auch bald: au revoir, tristesse!

Fotos: Ben Becher