Abschieds-Ständchen in Lichtental

25Januar
2022

Tommy Schindler, Stadtrat der FBB, brachte zusammen mit Rolf Pilarski, FDP, dem Wirt vom „Steg“ in Lichtental ein Ständchen. Hier berichtet Tommy Schindler, wie es dazu kam.

Das Sterben von Traditionsgaststätten ist ein schleichender Prozess, der offenbar kaum aufzuhalten ist. Kürzlich traf es die Gaststätte „Grüner Berg“ im Stadtteil Lichtental. 1919 übernahm Adolf Wörther Senior die „Wein- und Bierwirtschaft Grüner Berg“ in der Geroldsauer Straße. Die Gaststätte hieß im Volksmund „Steg“, weil sie nur über eine Außentreppe erreichbar war. Später erfolgte der Umzug in das modernere Nachbargebäude, aber der Name Steg blieb.

Ein wichtiger Treffpunkt

1957 übernahm dann Adolf Wörther Junior das Lokal und es entwickelte sich bald zu einer Art Kultstätte. Der Stammtisch, damals noch reine Männersache, bestimmte bald das Geschehen in Lichtental. Dort wurde politisiert, debattiert, aber auch Unfug geplant. Bald entstanden ein Spar-Club und sogar eine Gesangsabteilung. Ausflüge, Sommerfeste und weitere Events rundeten das Programm ab.

Was die Lichtentaler umtrieb

Für damalige Stadträte wie den Käs-Falk (Kurt Falk) war es unverzichtbar, mindestens einmal die Woche am Stammtisch zu sein, um zu hören, was die Bürger bedrückte oder erfreute. Und so gelangte manches Anliegen der Bürger zur Rathausspitze, wo es im günstigsten Fall in die Tat umgesetzt wurde. Von diesen Erfolgen beflügelt war das eine gute Ausrede, den Stammtisch mehrmals die Woche zu besuchen. Schließlich ging es hier um hohe Politik und die Ehefrauen konnten kaum etwas dagegen sagen.

Und nun das Aus

Natürlich war die „Steg“ nicht die einzige Wirtschaft dieser Art. So etwas gab es auch in Ober- und Unterbeuern sowie in Geroldsau. Die „Steg“ hat sich zwar viel länger gehalten, aber nun musste auch dort der Zapfhahn für immer geschlossen werden. Die letzten acht Jahre wurde sie von Jürgen Schmidt nach alter Tradition betrieben, der jedoch aus Altersgründen über das Aufhören nachdachte. Da das Haus verkauft wurde und der Investor plant, den Gastraum in eine Wohnung umzubauen, bedeutete dies das Aus für das Traditionslokal.

Ein Abschlusskonzert mit Akkordeon und Gitarre

So etwas bricht natürlich einem echten Lichtentäler wie mir natürlich das Herz. Deshalb beschloss ich spontan, mit meinem Musikerkumpel Rolf Pilarski ein kleines Abschiedskonzert für den Wirt und die Gäste zu geben. Mit viel Wehmut erklang als letztes Lied „Die kleine Kneipe in unserer Straße“. So mancher Gast, vor allem jedoch der Wirt, kämpfte dabei mit den Tränen.

Foto: Rolf Pilarski