Es lebe das Chaos!

02August
2019

Wohl dem, der gerade im Urlaub ist und sich nicht mit dem Auto durch die Stadt quälen muss: Die Verkehrsregelung am Bertholdplatz und Umgebung zeigt eine Planung gegen alle Vernunft. Ein Kommentar von Cornelia Mangelsdorf.

Mittwoch voriger Woche brach ich mittags auf, um ein paar Einkäufe zu erledigen. Vom Hirtenhäuschen kommend, sah ich von weitem schon das Sackgassenschild: Die Weiterfahrt auf der Maria-Viktoria-Straße in Richtung Stadt war unmöglich. Einzige Möglichkeit: die Falkenstraße hoch.

Nichts ging mehr

Oben an der Kreuzung war das Chaos perfekt: Mein Ziel Innenstadt konnte ich nicht anfahren, da sich alles vor dem Bertholdplatz samt Tunnel staute. Ein LKW versuchte, in die Falkenstraße einzubiegen – nichts ging, minutenlang. Man musste Zeit und Geduld aufbringen, von beidem hatte ich wenig. Also bog ich kurzerhand in den Tunnel ein und ließ den Einkauf sausen.

Besser gleich erst gar nicht losfahren

Was ist das Ende vom Lied? Die Lust, in die Stadt zu gehen, ist vergällt – es sei denn, man kann laufen oder das Rad nehmen. Die Geschäfte werden es mal wieder zu spüren bekommen, dass die Baden-Badener das Zentrum und seine allgegenwärtigen Baustellen jetzt eher meiden.

Rückstaus und verstopfte Straßen

Man hat mal wieder nicht an die Bürgerinnen und Bürger gedacht, als man die Ampel aufstellte und ruckzuck die Verkehrsführung weiter beschnitt. Die Ampel steht jetzt übrigens, weil man das Baufeld vergrößert hat, um einen Teil der Verspätung bei den Arbeiten dort wieder aufzuholen. Zu Hauptverkehrszeiten sind die kleinen Straßen rund um den Bertholplatz heillos verstopft, es bilden sich auch Rückstaus bis in den Tunnel.

Und wer denkt an die Kinder?

Auch am Gausplatz herrscht Durcheinander – genau dort, wo jetzt auch die Ferienkinder entlang müssen, wenn sie aus dem Schwimmbad kommen und auf ein Eis noch in Richtung Stadt wollen. Ferienzeit ist also kein Freischein für Chaostage im Verkehr! Nicht jeder ist im Urlaub, und wer einen Zug am Bahnhof kriegen muss, steht jetzt früher auf.

Unzufriedene Bürger

Das Echo der Bürger ist entsprechend: „Rücksichtslos geplant“, sagen die einen. „Schlechtes Verkehrskonzept“, meinen die anderen.

Sorglose Verwaltung

Nur Bürgermeister Alexander Uhlig scheint sorglos: Er habe die Nadelöhr-Strecke morgens getestet und sei problemlos durchgekommen. „Es wird sich einspielen“, gab er zum Besten.

Weg mit den neuen Nadelöhren

Ich frage mich, was sich hier einspielen soll. Maximal das Wetter! Wenn es kühler wird, werden die Wartenden, die für eine Mini-Strecke jetzt die dreifache Zeit brauchen, wenigstens nicht mehr in ihren Autos schmoren. Aufs Einspielen würde ich mich nicht verlassen. Einzig eine schnelle Reaktion der Stadt kann helfen. Ich meine: weg mit den neuen Nadelöhren! Damit Kinder sicher zum Schwimmbad und zurück, Arbeitnehmer pünktlich zur Arbeit kommen und die Baden-Badener nicht die Lust verlieren, in ihr Städtchen zu gehen. Auf einen schönen Sommer, hoffentlich!