Die Stadt der Umwege

05Februar
2024

Wer sich aktuell per Auto durch Baden-Baden bewegen will, muss sich auf Umwege gefasst machen. Die Sperrung der Schillerbrücke führt zu mancher Überraschung. Ein Kommentar von Cornelia Mangelsdorf.

Vergangenen Mittwoch machte ich mich auf in Richtung Trinkhalle, um den Nachmittag die Betreuung der Ausstellungsräume „Kinder malen das Welterbe“ zu übernehmen. Da ich schwer bepackt war, nahm ich das Auto. „Ich parke am besten am Theater“, dachte ich mir. Leider hatte ich vergessen, dass die Schillerbrücke gesperrt ist. Ich erreichte also, von Lichtental kommend, weder meine Lieblings-Parkplätze am Theater noch die Kurhausgarage. Also wich ich auf die Augustagarage aus.

Viel Zeit verloren

Weniger gut erging es einer Freundin, die an diesem Tag von Achern aus unterwegs war nach Lichtental. In der Mittagspause wollte sie dort schnell etwas erledigen – doch das mit dem „schnell“ wurde nichts. Durch die Sperrung der Schillerbrücke, die ihr nicht bekannt war, verlor sie eine Menge Zeit.

Sie sind schon ein bisschen anstrengend, die vielen Baustellen in der Stadt. Ein Besuch in der Innenstadt hat aktuell etwas von einem Hindernislauf oder einer entsprechenden Fahrt. Auch die Rheinstraße in der Weststadt ist schon seit einer kleinen Ewigkeit eine einzige Baustelle. Klar, ohne geht es nicht, wenn man etwas verändern möchte. Aber es dauert halt wirklich.

Stau und Gedränge

Dazu kommt: Zu den großen Sperrungen kommen auch noch kleine. Vis-à-vis vom Hirtenhäuschen auf der Ecke zur Maria-Viktoria-Straße ist ein Stück Straße ist gesperrt – Wasserrohrbruch, hieß es. Besonders amüsant ist es morgens, wenn man, von der Gunzenbachstraße kommend, in die Maria-Viktoria-Straße reinfahren möchte. Die Kreuzung ist durch die Umleitung von linkskommenden Autofahrern verstopft – und gegenüber verengt die Baustelle die Straße, so dass zwei Autos nicht aneinander vorbeifahren können.

Neue Regeln

Mit den provisorisch eingerichteten Einbahnstraßen – die Falkenstraße darf man hochfahren, aber nicht runter, dafür darf man die Maria-Viktoria-Straße ab Ecke Bertholdstraße nur Richtung Hirtenhäuschen befahren – ist das Chaos perfekt. Viele Autofahrer halten sich nicht daran und provozieren mit ihrem Verstoß ein Hupkonzert. Wie das wohl die Anwohner finden?

Wird das denn nie fertig?

Und, ja, die Maria-Viktoria-Straße ist Richtung Ludwig-Wilhelm-Straße ja auch noch gesperrt. Wie lange eigentlich noch? Gefühlt ist die Sperrung schon ewig da. Wird sie überhaupt jemals fertig? Ich frage mich, warum es in anderen Städten oder Ländern so viel schneller geht als bei uns.

Fußgänger-Slalom in der Lichtentaler Straße

Doch auch Fußgänger müssen Slalom laufen. Will man bei Rita im Monte Rosa eine Pizza essen gehen und kommt etwa von der Friedhofstraße runter, muss man als Passant teilweise auf der Straße laufen.

Achtung, Touristen in Sicht

Wir – sind Welterbe. Spätestens ab Ostern kommen Touristenströme. Wie sollen sie sich bitte zurechtfinden, wenn sie mit dem Auto kommen? Und wie werden sie es wohl finden, wenn die schöne Kurstadt vor allem durch Baustellen „glänzt“? Lädt das ein? Oder schreckt dies nicht vielmehr so ab, dass ein Wiederkommen gar nicht in Betracht gezogen wird? Ich frage mich, ganz nebenbei, warum eigentlich die Schillerbrücke schon nach 50 Jahren kaputt ging. Da haben die Römer doch besser gebaut, ihre Brücken sind zum Teil heute noch befahrbar.

Daheimbleiben ist auch (k)eine Lösung

Ganz ehrlich: Wenn ich kann, bleibe ich zu Hause. Den Baustellen sei Undank. Leider werden sich das viele Menschen sagen. Und dann eben nicht durch die Innenstadt bummeln. Und kein Geld in den Geschäften oder Cafés ausgeben. Die Geschäftsleute, nicht nur diejenigen in der südlichen Neustadt, tun mir leid. Sie müssen seit langem die Baustellen ertragen, was sich gewiss auf ihren Umsatz auswirkt.

Quizfrage: Was hat Baden-Baden mit der A5 gemein? Beide sind nie ohne Baustellen.

Foto: Tommy Schindler