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26März
2024

Zur Olympiade lässt sein Unternehmen Flugtaxis über Paris fliegen. Anfangen, handeln, etwas wagen: Interview mit Stefan Klocke, der in der FBB seine politische Heimat gefunden hat.

Wie sind Sie auf die FBB aufmerksam geworden?

Stefan Klocke: „Ich bin Unternehmer und habe deshalb viel mit Politik zu tun, sowohl auf Landes- als auch auf Bundesebene. In meiner Rolle als Beiratsvorsitzender und Investor von Volocopter – wir bauen Flugtaxis und werden diese im Juli bei der Olympiade über Paris fliegen lassen – habe ich Ansprechpartner im Bundesverkehrs- sowie Finanzministerium und auch darüber hinaus. Viele Politiker kenne ich persönlich. Doch ich bin immer wieder bass erstaunt von der unterschiedlichen Qualität der politischen Akteure und auch davon, wie wenig sie mitunter für ihr Land brennen. Gerade komme ich aus Saudi-Arabien. Dort habe ich Politiker getroffen, die mindestens zwei Studienabschlüsse haben – oft in den Bereichen Finanzen und im Ingenieurwesen. Die brennen dafür, ihr Land nach vorn zu bringen! Es entsetzt mich, dass Politik hier gar nicht leidenschaftlich gelebt wird. Ich habe mir gesagt: Ich kann mich nicht einfach zurückziehen als Leistungsträger. Mir war klar: In eine etablierte Partei möchte ich nicht. Und dann habe ich herausgefunden, dass die FBB eben keine Partei ist. Ich merkte sofort: Das sind Leute wie ich, die möchten etwas verändern. Jedes Meeting, das wir bisher hatten, hat mir gefallen. Das sind allesamt smarte Menschen, die etwas tun wollen, weil sie ihre Stadt lieben! Wenn ich mir allein die Verkehrssituation hier anschaue, seit der Sperrung der Schillerbrücke, dann bin ich schon sehr verwundert. So eine Brücke hätte man doch vorbauen können! Dann müsste man den Verkehr nicht so lange umleiten. Ich bin auch verwundert über die Bauprojekte hier, was sie kosten und welche Baufirmen beteiligt sind. Ich kann das in seiner Tiefe alles noch nicht abschließend beurteilen, aber es kommt mir merkwürdig vor. Und der Gemeinderat nimmt das ab. Das kann nicht sein, deshalb würde ich mich da sehr gern einbringen. Ich glaube, das Geld der Steuerzahler kann man überlegter ausgeben.“

Was spricht für die FBB, warum sind Sie dabei?

Stefan Klocke: „Die FBB ist keine Partei. Wir haben keine Verpflichtungen auf Landes- und Bundesebene. Jeder kann seine Meinung äußern, um die optimale Lösung für unsere Stadt zu finden. Bei der FBB gibt es eine gute Diskussionskultur. Das macht mir enorm viel Spaß. Wenn die Bürger wollen, dass sich in der Stadt etwas ändert, dann brauchen wir die absolute Mehrheit. Wir hätten dann die Option, Baden-Baden zum Vorzeige-Modell zu entwickeln. Dann hätten wir sogar etwas über die Stadtgrenzen hinaus erreicht. Ein weiterer Punkt, der mir bei der FBB gefällt: Es sind überwiegend Selbstständige dabei. Du lernst als Selbstständiger, dass du nicht mehr Geld ausgeben solltest als du einnimmst. Man muss seine Finanzen im Blick haben. Auch ich bin für eine schlagkräftige Feuerwehr in Baden-Baden – aber muss das Feuerwehrhaus unbedingt 80 Millionen Euro kosten? Warum bekommt man das nicht stärker subventioniert? Ich bin mir sicher, da gibt es noch andere Lösungen.“

Seit wann sind Sie bei der FBB?

Stefan Klocke: „Anfang des Jahres 2024 bin ich Mitglied geworden. Ich habe in meinem Bekanntenkreis mal gesagt, ich könnte mir vorstellen, mich politisch zu engagieren. Bald darauf hat Martin Ernst das Gespräch mit mir gesucht. Wir waren uns gleich sympathisch.“

Was stört Sie an der Stadtverwaltung?

Stefan Klocke: „Diese unglaubliche Bürokratie. Ich habe mein Haus umgebaut und nicht verstanden, warum man so lange brauchen kann, um zwei Dachgauben zu genehmigen. Das Thema Bürokratieabbau wird in der Politik schon seit Jahrzenten vor sich hergetragen, ohne jeden Erfolg. Wir haben jetzt die Chance, das Thema Künstliche Intelligenz nicht zu verpassen. Im öffentlichen Bereich kann ich damit sehr viel aufbauen. Wir müssen Routine-Aufgaben künftig durch KI abbilden, das kann auch in der Verwaltung helfen. Da muss man nur mutig sein und vorangehen. Wir müssen aber auch den Menschen, die in der Verwaltung arbeiten, mehr Freiheiten geben. Und wir müssen uns Beispiele suchen, von denen wir lernen können. Wer in Estland mit Behörden zu tun hat, muss nicht mehr aufs Amt. Der baltische Staat gilt als Vorzeigebeispiel, wie Verwaltung digital arbeiten kann. Das ist ein EU-Land, die könnten es uns doch zeigen, wie das geht! Lernen wir doch einfach von denen, die mehr können – best practice – dann brauchen wir auch keine kostspieligen Berater mehr. Einfach den gesunden Menschenverstand einsetzen. In Estland gibt es eine vollständige Transparenz, wer meine Daten nutzt. Wenn ich mich einlogge als Bürger, sehe ich sofort, welche Behörde auf meine Daten zugreift. Das wissen wir in Deutschland nicht. In Estland geht nahezu alles auf elektronischem Weg – Auto anmelden, Firma anmelden, das klappt schon seit 20 Jahren gut.“

Für welche Ziele möchten Sie sich einsetzen?

Stefan Klocke: „Baden-Baden ist eine unglaublich starke Marke auf der ganzen Welt. Viele sagen: Da ist es toll! Wir haben es hier wunderschön, leben in einer der schönsten Ecken überhaupt. Unser Kulturangebot ist sensationell. Das müssen wir pflegen, dafür müssen wir werben, wir leben hier ja vom Tourismus, da wir kaum Industrie haben. Jedoch: So viele Akteure hier fühlen sich von der Stadt im Stich gelassen. Dabei haben wir den Welterbe-Titel – da muss doch viel mehr gehen! Wir haben diese unglaubliche Historie von 2.000 Jahren. Daraus lässt sich etwas machen. Doch man hat das Gefühl, dass die Stadt das gar nicht so richtig will. Das Einschränken derer, die etwas für die Stadt erreichen möchten, ist irrsinnig. Wir müssen doch froh sein, dass die Gastronomen, Einzelhändler oder andere Betriebe hier etwas leisten wollen. Wenn man an der Gesinnung der Entscheider etwas ändern kann, dann wird auch die Stimmung bei allen steigen, die für die Stadt etwas tun wollen.“

Wer ist Stefan Klocke privat?

Stefan Klocke: „Privat bin ich ein Genussmensch. Ich lege gern etwas auf den Grill und lade Freunde ein. Wir leben so gern hier, Baden-Baden ist ein angenehmer Ort. Ich habe eine tolle kluge Frau und einen goldigen Sohn. Ansonsten bin ich ehrenamtlich aktiv, etwa bei den Wirtschaftsjunioren in Karlsruhe. Dort, in meiner Geburtsstadt, habe ich auch den Lions-Club Karlsruhe-Fidelitas gegründet. Wir arbeiten da eng mit der Lebenshilfe zusammen. Das gibt einem viel zurück. Doch in nächster Zeit werde ich mein ehrenamtliches Engagement auf die FBB konzentrieren.“

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Foto: FBB Archiv