Wie der Wind sich dreht

02August
2019

Großer Bericht mit Martin Ernst am vergangenen Dienstag im BT: Endlich wird in der Presse gedruckt, was er zu sagen hat – Thema ist eine Herzensangelegenheit.

Kritik – davon hat Martin Ernst reichlich abbekommen. Der Grund: Er half damals dem Markgraf von Baden, einen Käufer für das Neue Schloss zu finden.

Vom Juwel zur Ruine

„Als Frau Fawzia Al-Hassawi das Neue Schloss kaufte, war es ein echtes Juwel“, schwärmt der Immobilienexperte. Doch nun verfällt das Anwesen zusehends. „Sie hat ein blühendes Denkmal verwüstet“, resümiert der gebürtige Oberkircher.

Die eingeschränkte Nutzung war von Anfang an bekannt

Beim Kauf sprach die kuwaitische Investorin davon, das Schloss privat zu nutzen, sofern sie kein Luxushotel daraus machen könne. Dass Letzteres schwierig werden würde, darauf hatte Martin Ernst hingewiesen. Schließlich hatte zuvor schon die Althoff-Gruppe, die Schlosshotels entwickelt, das Neue Schloss nicht mehr haben wollen, nachdem sie eine Hotelnutzung als unwirtschaftlich eingestuft hatte.

Viele Jahre vergeudet

Rund zehn Jahre fiel das Schloss in den Dornröschenschlaf. Nur das Dach wurde repariert. Dann ließ die kuwaitische Investorin verlauten, sie wolle Luxuswohnungen im Schlosspark bauen. Eine solche Bebauung ist nicht nur ein ästhetisches Problem, sie birgt auch Gefahren für die Thermalquellen, die im Florentinerberg entspringen. Die grüne, unverbaute Fläche ist unverzichtbar als Korridor, um die Stadt mit frischer Luft zu versorgen.

Ein kostspieliges Verfahren, um das Schloss zu retten

Martin Ernst sah die Pläne der Fawzia Al-Hassawi äußerst kritisch und gründete daraufhin die Initiative „Rettet das Neue Schloss“. Er ging noch weiter und legte eine Fachaufsichtsbeschwerde ein, gegen die Genehmigung der teilweisen Wohnnutzung im Stützbau. Diese kostete ihn nach eigenen Worten mehr Geld als die Provision, die seine Firma durch den Verkauf vom Markgräflichen Haus erhielt, nämlich 90.000 Euro.

Politisch Einfluss nehmen

Verhindern konnte er die Genehmigung nicht. Das ist der Grund, warum sich der Vorstand und Immobilienunternehmer entschied, politisch Einfluss zu nehmen. Er gründete mit Sympathisanten aus dem Freundeskreis „Rettet das Neue Schloss“ die Wählerinitiative „Freie Bürger für Baden-Baden e. V.“ (FBB) und wurde 2014 erstmalig in den Stadtrat gewählt, zusammen mit drei weiteren Mitstreitern.

Falsche Botschaften, kurz vor der Wahl

Kurz vor der Wahl 2014 war im BT zu lesen, die Investorin habe die Hyatt-Gruppe ins Boot geholt und einen Management-Vertrag mit ihr geschlossen, um das künftige Hotel im Neuen Schloss zu betreiben. Man wollte möglicherweise glauben machen, alles nehme ein gutes Ende – und Martin Ernst die Luft aus den Segeln nehmen. Doch dem war nicht so: Erst später wurde bekannt, dass Hyatt lediglich prüfen sollte, ob eine Hotelnutzung überhaupt machbar sei.

2018: Antrag abgelehnt

Martin Ernst stellte 2018 einen Antrag, den Bebauungsplan für das Schloss ganz aufzuheben, damit die Bebauung des Schlossparks und die Hotelnutzung endgültig vom Tisch kämen. Sein Antrag wurde von den Kollegen im Stadtrat mit großer Mehrheit abgelehnt. Damit hält die Investorin weiterhin ihren Trumpf in der Hand: Man lässt sie glauben, sie könne ihr Hotel weiterplanen, auch wenn Denkmalschutz und Bauexperten ihre vor ein paar Monaten vorgelegten Pläne für unrealistisch und nicht ausgereift halten.

Traurige Kulisse

Die Folgen sind bekannt: Das Neue Schloss hat durch den jahrelangen Leerstand gelitten, an einigen Stellen ist Feuchtigkeit in die Wände gedrungen. Es verrottet, während Al-Hassawi schimpft, man wäre in Baden-Baden nicht nett zu ihr. Eine Entscheidung, wie es weitergeht, fehlt bislang.

Wir kämpfen weiter

Die FBB hat bei der Klausurtagung am 27. Juli ihre Ziele diskutiert. Ganz oben steht weiterhin ein Thema, das für alle eine Herzenssache ist: das Neue Schloss und seine Zukunft. Wir wollen es zurück! Und wenn der Wind sich weiter dreht, wird es auch im Gemeinderat vielleicht doch endlich Mitstreiter geben, damit das Neue Schloss in eine glänzende Zukunft gehen kann.