„Mit diesem Geschachere muss endlich Schluss sein“

07Februar
2020

Und wieder geht es nicht weiter in der Sache Neues Schloss. Die Stadtverwaltung hat eine wichtige Abstimmung vertagt – was die FBB kritisch sieht. Interview mit Martin Ernst, FBB, der das Schicksal des Neuen Schlosses zu seiner Sache macht.

Herr Ernst, die Abstimmung über die Aufhebung des Bebauungsplans im Neuen Schloss wurde verschoben. Was halten Sie davon, dass die Entscheidung vertagt wurde?

Martin Ernst: „Frau Oberbürgermeisterin Margret Mergen und unser 1. Bürgermeister Alexander Uhlig geben der Eigentümerin Frau Al-Hassawi ein vollkommen falsches Signal. Der Stadtrat hat vergangenes Jahr mit 40 zu 0 Stimmen das von Frau Al-Hassawi vorgetragene Konzept abgelehnt, das Hotel ausschließlich im Altbau unterzubringen. Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass der für die Hotelnutzung vom Landesdenkmalamt einmal genehmigte Neubau ausschließlich zu einem gigantischen Wohnungsneubau mit 8.000 m² Fläche erstellt wird. Auch das wurde einstimmig abgelehnt.“

Was erhofft sich die Stadtverwaltung davon?

Martin Ernst: „Sie glaubt, mit dem wieder ins Boot geholten renommierten und ehrenwerten Architekten Prof. Bernhard Kogel wieder einen kompetenten Planer zu haben. Was nützt es uns aber, wenn der Planer etwas planen soll, das der Gemeinderat mit Sicherheit ablehnen wird? Man verheizt lediglich das Geld einer Investorin – und unser bedeutendstes Objekt verfällt weiter.“

Die Investorin ist in Bewegung gekommen, so heißt es, und hat den ursprünglichen Planer wieder bemüht. Wie bewerten Sie dies?

Martin Ernst: „Was kann nach 17 Jahren Planungszeit mit ständigem Austausch der Berater bei dieser Eigentümerin noch glaubwürdig sein?“

Wie ist die Haltung der OB in der Sache Neues Schloss? 

Martin Ernst: „Aus welchen Gründen auch immer möchte unsere Oberbürgermeisterin den Märchenerzählungen aus 1001 Nacht weiter Glauben schenken. Warum sie dies tut, ist ihr Geheimnis. Sie müssen dort nachfragen.“

Halten Sie es für möglich, dass Frau Al-Hassawi die zahlreichen Auflagen, die das Denkmalsamt und andere Experten fordern, jetzt plötzlich erfüllen kann? Immerhin hat die Stadt Druck ausgeübt.

Martin Ernst: „Unter keinen Umständen wird das Denkmalamt seine Zustimmung zu einer ausschließlichen Unterbringung eines Hotels im Altbau geben. Gerade das Denkmalamt hatte vor nunmehr fast 20 Jahren mit großem Bauchweh seine Zustimmung zu einem Neubau im Schlosspark gegeben, weil man damals sagte, dass das Neue Schloss als Luxushotel für die nächsten 150 Jahre nur dann eine Marktchance hat, wenn wichtige Teilbereiche des Hotels zwingend in einem Neubau untergebracht werden müssen.“

Was wäre aus Ihrer Sicht die beste Lösung in dieser Sache? Welches Ergebnis erhoffen Sie sich, wenn abgestimmt wird über die Aufhebung des Bebauungsplanes und warum?

Martin Ernst: „Auch Menschen stellen manchmal trotz ihres Eheversprechens erst Jahre später fest, dass sie nicht zusammenpassen. Auch hier ist es offensichtlich so, dass die Eigentümerin und das Neue Schloss keine glückliche Verbindung sind. In einem solchen Fall ist die Trennung die einzig sinnvolle Lösung. Das Neue Schloss muss in neue Hände. Mit diesem Geschachere wie auf einem arabischen Basar muss endlich Schluss sein. Die Aufgabe eines Stadtrates ist es, mitzubestimmen und hier endlich für Klarheit zu sorgen.“

Fotos: FBB-Archiv