Vier Millionen Euro für das Festspielhaus

24Juli
2020

Rettung in Sicht: Das Land Baden-Württemberg hat eine Finanzspritze zugesagt, um das Haus aus der Krise zu holen. Das Festspielhaus musste, Corona-bedingt, seine Oster-, Pfingst- und Sommerspiele absagen und ist in Nöte geraten.

Große Erleichterung in Baden-Baden: Die Nachricht, dass das Land nun hilft, wird nicht nur Künstler, Mitarbeiter und den Intendanten freuen, sondern auch die treuen Festspielhaus-Fans: Diese kommen aus ganz Deutschland und Europa, um Sir Simon Rattle, Cecilia Bartoli oder Max Raabe samt Palastorchester live zu erleben. Das Festspielhaus ist untrennbar mit der Seele Baden-Badens verwebt. Seit Anfang an hat es begeisterte Kultur-Fans und Förderer, die auch in der Corona-Krise großzügig spendeten.

Hilfe vom Land

Doch allein mit Spenden ist es nicht getan: Die Stadt Baden-Baden und das Festspielhaus baten in Stuttgart um Hilfe. Seit vergangenem Dienstag steht die Zusage: Das Kunstministerium wird Baden-Baden mit Mitteln aus dem Corona-Nothilfefonds für Kunst- und Kultureinrichtungen bei den Gebäudekosten des Festspielhauses finanziell entlasten. Dies soll der Stadt ermöglichen, das Festspielhaus beim Spiel- und Vorstellungsbetrieb finanziell zu unterstützen.

Ein Signal der Anerkennung, auch an die Stifter

„Mit der Unterstützung des Festspielhauses Baden-Baden setzen wir ein deutliches kulturpolitisches Zeichen zugunsten des Erhalts und der Sonderstellung des Festspielhauses als größtes Konzert- und Opernhaus in Europa am Standort Baden-Baden. Zugleich ist die Hilfe des Landes ein Signal an die privaten Stifter und auch eine Anerkennung des privaten Engagements in der Vergangenheit. Dieses hat maßgeblich dazu beigetragen, den Betrieb des Festspielhauses und dessen langjährigen Erfolg in der bisherigen Ausprägung überhaupt zu ermöglichen“, betonte die Kunststaatssekretärin Petra Olschowski in Stuttgart. Geprüft werden soll weiterhin, ob weitere Förderungen von bis zu zwei Millionen Euro durch den Bund in Frage kommen.

Gespendete Eintrittsgelder zeigen die Verbundenheit

Neben den vier Millionen Euro an Landes-Strukturhilfe spendeten Freunde, Förderer und Stifter in diesem Jahr trotz eines Corona-bedingt stark eingeschränkten Programms schon mehr als die nun vom Ministerium für Wissenschaft und Kunst bewilligte Strukturhilfe. Besucher der ausgefallenen Oster-, Pfingst- und Sommerfestspiele überließen dem Haus bis jetzt bereits rund 350.000 Euro an Eintrittsgeldern, die zu Spenden wurden.

Das Festspielhaus und die Festspiele wurden und werden nicht dauerhaft im Betrieb öffentlich subventioniert. Der Vorstellungs- und Spielbetrieb des Festspielhauses wird vollständig privat getragen. Private Förderer, Sponsoren und die Eintrittsgelder des Publikums ermöglichen den Spielbetrieb in Oper, Ballett, Konzert.

Freude beim Team

„Mir fällt ein Stein vom Herzen, dass wir dank der Strukturhilfe nun das Schlimmste abgewendet sehen“, so Intendant Benedikt Stampa in einer ersten Stellungnahme. „Jetzt können wir in Form unseres kleinen Kammermusik-Festivals ,En suite’ kurz durchatmen, um dann das neue Herbstprogramm der Saison 2020/2021 unter den geltenden Sicherheits-Auflagen zu realisieren und Mitte August zu veröffentlichen“, so der Intendant. „Ich danke allen geduldigen Besuchern und unserem Team, das unter schwierigen Umständen höchste Flexibilität herrschte und der Glaube an die Musik lebendig gehalten wurde.

Ein Segen für die Stadt

Bedeutsam ist das Festspielhaus nicht nur als Kulturstätte, sondern auch als Magnet für die Stadt. Ernst-Moritz Lipp, Vorsitzender der Kulturstiftung Festspielhaus, wies darauf hin, dass das Festspielhaus in den 20 Jahren seines Bestehens „über eine Milliarde Euro an Kaufkraftzufluss für Baden-Baden und die Region erzielt, während die privaten Förderer in diesem Zeitraum seit der Gründung rund 60 Millionen für das Programm aufbrachten.“

Das Haus noch bekannter machen

Benedikt Stampa: „Der Glaube an die Festspiele und die Investition in eine unabhängige non-profit-Organisation bilden die Grundlage für eine notwendige Diskussion über den Wert der Kultur nach Corona. Wir müssen uns wieder stärker mit immateriellen Werten beschäftigen. Daher sehe ich es als unsere Aufgabe an, die Festspiele Baden-Baden programmatisch weiter zu schärfen, noch bekannter zu machen und mit allen Bürgerinnen und Bürgern in die Zukunft zu führen.“