Geschafft: Das LA8 wird Welterbe-Informationszentrum

28April
2023

Es passiert nicht oft, aber es kommt vor: Einstimmig hat der Gemeinderat am vergangenen Montag über den Standort des Welterbe-Informationszentrums entschieden. Es wird das bisherige Museum LA8 an der Lichtentaler Allee. Die FBB hatte mit viel Einsatz auf eine baldige Entscheidung gedrängt.

Der Erfolg hat bekanntermaßen viele Väter. Und nun freuen sich alle Fraktionen, dass die Entscheidung fürs LA8 gefallen ist. Im Vorfeld hatte es jedoch Bedenkenträger gegeben: Den Grünen ging alles zu schnell, deshalb konnte am 27. März nicht über die Sache entschieden werden. Wertvolle Zeit verstrich. Doch was die FBB seit Monaten aufbietet, um die Entscheidung für das LA8 zu forcieren, darf man hartnäckig nennen: Die FBB adressierte ein Schreiben nach dem anderen an OB Späth und sprach klare Worte: „Machen Sie das Welterbe zur Chefsache, Herr Bürgermeister!“

Die FBB-Appelle taten ihre Wirkung

OB Dietmar Späth schmetterte am Montagabend schlussendlich im Gemeinderat: „Wir werden großen Ehrgeiz entwickeln, das Projekt ein Erfolg werden zu lassen.“ Nun sind also alle im Boot. Doch bis dahin war es ein langer Weg.

Unschlagbare Vorteile

Schon vor vielen Monaten hatte die Grenke-Stiftung die Immobilie LA8 für zunächst mindestens zehn Jahre mietfrei angeboten – als Welterbe-Informationszentrum. Von den ursprünglich neun Standorten, die man im Blick hatte, kamen nur drei in die engere Auswahl – neben dem LA8 auch die Trinkhalle und die Immobilie der Stadt in der Sophienstraße, wo sich aktuell ein Reisebüro befindet. Nach Abwägen aller wichtiger Kriterien – Barrierefreiheit, die vorhandene technische Ausstattung, der Zustand und so weiter – waren die Vorteile des LA8 offensichtlich. Rund 450 Quadratmeter Fläche sollen im Erd- und Obergeschoss für das Welterbe-Informationszentrum zur Verfügung stehen.

Öffnung vielleicht schon 2025

Und es klingt paradiesisch: Das Besucherzentrum könnte nach ersten Schätzungen bereits in der ersten Hälfte 2025 öffnen. Die FBB hatte immer wieder insistiert, dass die Stadt bald und ausführlich über das Welterbe informieren müsse – auch, um alle Bürger und Besucher jeden Alters mitzunehmen. Bisher gibt es ein paar Informationen zum Welterbe auf den vier Info-Stelen auf der Fieser-Brücke – eine Pop-up-Ausstellung, die nur für den Übergang gedacht ist.

Jetzt sind sich alle einig

Nun rühmen sich also auch die Grünen, dass sie die Entscheidung für den Standort mittragen. Auch die CDU spricht von einer „guten Wahl“.  Keine Fraktion hingegen hat so beherzt um eine zügige Entscheidung für das LA8 geworben wie die FBB.

Der Umgang mit Mäzenen lag der Stadt bislang nicht besonders

Am 27. März, an dem das Thema Welterbezentrum von der Tagesordnung verschwand, hatte Prof. Dr. Heinrich Liesen, Stadtrat der FBB, eine flammende Rede im Gemeinderat gehalten. „Wie man mit Mäzenen umgeht, sie pflegt und motiviert, ist augenscheinlich nicht die Kernkompetenz der Verwaltung und einiger Gemeinderäte/Innen und Fraktionen“, hob Heinrich Liesen an.

Man lässt Sponsoren warten

Hintergrund: Die Stadtspitze hatte die Grenke-Stiftung lange warten lassen. Liesen konnte das nicht fassen, denn: „Herr Grenke bietet der Stadt nicht nur das LA8 mietfrei an, sondern er bot für die Implementierung einer professionellen Weltkulturerbe-Erlebniswelt eine siebenstellige Euro-Summe; und hatte bereits dazu mit der auf diesem Gebiet weltweit anerkannten Firma Brückner Kontakt aufgenommen.“

„Intuitiv, ja spielerisch begreifbar“

Wolfgang Niedermeyer, Architektur-Experte unter den FBB-Stadträten, konnte am vergangenen Montag nicht umhin, eine Vision für das künftige Welterbe-Zentrum in den Raum zu werfen. „Das Projekt Welterbe muss nun aus dem akademischen Elfenbeinturm heraus, in praktisch-didaktische Umsetzung gelangen. Ein anspruchsvolles Unterfangen, gilt es doch eine Epoche, die unwiderbringlich vorbei ist, in ein heute verständliches Erklärungsmuster zu bringen. Eine Epoche mit all ihrer kulturellen, gesellschaftlichen, auch elitären Inhalte, die dieser Stadt ihren Stempel – noch immer gut ablesbar – aufgedrückt haben. Eine Vielzahl an Information muss niedrigschwellig, für alle Vorkenntnisse geeignet aufbereitet werden. Intuitiv, ja spielerisch begreifbar, um neugierig zu machen, aber gleichzeitig qualitativ hochstehend um dem großen Erbe gerecht zu werden.“

„Weg von der Verwaltung toter Steine“

Und er fügte hinzu: „Es dürfte wohl jedem klar sein, dass wir hierfür mit den eigenen Ressourcen nicht weit kommen, sondern uns nach erprobten Fachleuten umsehen müssen, die uns ein stimmiges Konzept entwickeln und auch die materielle Umsetzung garantieren können. Die Grenke-Stiftung hat da durchaus Maßstäbe gesetzt.“

Erneuter Appell an den OB

Wolfgang Niedermeyer hat auch am Montag einen deutlichen Appell an den OB abgesetzt: „Knüpfen sie Herr Oberbürgermeister Späth an diese Maßstäbe an – machen Sie das Welterbe zu Ihrem Projekt, weg von der Verwaltung toter Steine, hin zur lebendigen Kulturvermittlung, das haben wir Ihnen schon zugerufen.“

Fotos: Ben Becher