„Wenn das Spendenprojekt nicht bis Ende März gestemmt wird, lässt sich die Stadt nicht darauf ein“

13März
2020

Am 10. März traf sich die FBB zum Stammtisch im Löwen in Lichtental. Dieses Mal war der Kreis etwas dezimiert – der aktuellen Coronavirus-Situation geschuldet – aber äußerst diskussionsfreudig: Knapp 20 Baden-Badener waren gekommen, darunter auch neue Gesichter.

„Heute sind wir im kleinen Kreis, das haben wir so erwartet“, begrüßte Professor Dr. Heinrich Liesen die Runde. Sein erstes Thema galt dem Coronavirus: „Wir hoffen, dass alle das gut überstehen und gesund bleiben.“

Noch kann für die Stourdza-Kapelle gespendet werden

Liesen entschuldigte Martin Ernst und Markus Fricke, die beide verhindert waren. Und lud zur offenen Diskussion ein: „Was uns gerade sehr beschäftigt, ist unsere Initiative, die Stourdza-Kapelle zu vergolden beziehungsweise Gelder hierfür zu bekommen. Die Vergoldung wird um die 100.000 Euro kosten. Davon müssen rund 70.000 Euro Spenden reinkommen. Aktuell sind etwa 32.000 Euro zusammen, rund 10.000 Euro Arbeitsleistung eingerechnet.“ Liesen forderte alle Anwesenden auf, zu überlegen, wie man weitere Sponsoren aktivieren könne. Die Zeit drängt!

Kritik an der OB

Liesen: „Für mich ist das unglaublich beschämend, was in der Stadt passiert. Ich war sehr begeistert, als wir vom Bauausschuss eine Führung in der Kapelle hatten. Wenn man sich damit beschäftigt, welch kulturelles Erbe wir hier haben: Das sollte man erhalten! Das Gold der Kuppel war einst abgetragen worden, vom Kriegsministerium. Heute kam der Bescheid vom Denkmalamt, dass man die Kuppel vergolden darf. Doch unsere OB ist anscheinend nicht in der Lage, diese zu erhalten. Dabei ist die Stourdza-Kapelle ein Aushängeschild sondergleichen, auch in Hinblick auf das Weltkulturerbe.“ Wolfgang Niedermeyer, Stadtrat der FBB, fügte hinzu: „Frau Mergen hat es gerade verkündet: Wenn das Spendenprojekt nicht bis Ende März gestemmt wird, lässt sich die Stadt nicht darauf ein. Das ist die Situation.“

Blattgold versus Armut

Es entspann sich eine Diskussion, wie man weitere Gelder mobilisieren könne. Die Spendenaktion der FBB wurde auf Facebook von einzelnen Personen kritisiert. Sie hatten moniert, dass die Bürger der Stadt ganz andere Probleme hätte, Stichwort Armut. Zu diesem Thema werden sich einige Mitglieder und Stadträte bald zusammensetzen, um ein Konzept zu erarbeiten, was man hier leisten kann.

Die Stadt führen wie ein Wirtschaftsunternehmen

Visionär Liesen weiter: „Es gibt einen neuen Oberbürgermeister in Rostock, ein Däne: Claus Ruhe Madsen. Er war vorher Unternehmer und IHK-Präsident. Durch Zufall sah ich etwas im Fernsehen über ihn. Er versucht, die Bürokratie umzustellen, eine Stadt wie ein Wirtschaftsunternehmen zu organisieren. Damit scheinen im Einsparungen zu gelingen. Dieser Madsen arbeitet in Rostock mit großem Erfolg. Hätten wir jemanden, der, wie er, Mittel einspart, hätten wir auch kein Armutsproblem in der Stadt.“

Eine teure Brücke

Wolfgang Niedermeyer fügte hinzu: „Die Schwerpunkte sind nicht gesetzt, wenn die Stadt für 800.000 Euro eine Fußgängerbrücke im Aumattgebiet bauen will, um einem Investor entgegenzukommen – obwohl es in der Nähe bereits eine Brücke gibt“, fügte Wolfgang Niedermeyer an.

Die zukünftige Gestaltung der B 500

Zweiter wichtiger Diskussionspunkt war, wie die B 500 künftig gestaltet werden soll, von der Cité aus bis zum Verfassungsplatz. Liesen: „Wir hatten mal den Vorschlag gemacht, den Mittelstreifen mit Zypressen zu bepflanzen und die rostigen Blechbegrenzungen abzunehmen. Warum? Wir haben kein Flair hier. Doch die Grünen wollen hier lieber eine Busspur.“ Tommy Schindler, Stadtrat der FBB, wies auf die schwierige Tallage hin: „Wir haben hier nur eine Hauptverkehrsstraße, das wäre schwierig.“

Das Busnetz lässt zu wünschen übrig

Es entspann sich daraufhin eine lebhafte Situation, ob man nun den Bussen oder den Autos den Vortritt lassen solle. Ein junger Gast sagte: „Ich bin jahrelang Bus und Bahn gefahren, war aber Ewigkeiten zu meiner Arbeit nach Rastatt unterwegs. Das schaffe ich mit dem Auto in einem Bruchteil der Zeit.“ Auch wurde hinterfragt, ob es ökologisch Sinn mache, einen Teil der Grünen Einfahrt für eine Busspur zu opfern – die für Tiere, aber auch für die Radfahrer wichtig ist.

„Mehr Raum für die Fußgänger“

Wolfgang Niedermeyer wies darauf hin, dass der Stadtentwicklungsplan Baden-Badens aus dem Jahr 1987 sieht viel mehr Raum für Fußgänger vorsehe. „Wir müssen uns verändern“, appellierte er.

Heinrich Liesen dankte zum Schluss allen für die lebhafte Diskussion und die eingebrachten Ideen.

Foto: Ben Becher