Über 1.100 arme Kinder in Baden-Baden

20Oktober
2020

Traurig, aber wahr: 4.700 Bürger unserer Stadt sind auf staatliche Hilfen angewiesen, darunter rund 1.100 Kinder und Jugendliche. Die Kinderarmut habe außerdem überdurchschnittlich zugenommen, heißt es aus der Stadt.

Schulkinder, die kein Pausenbrot dabei haben. Oder mit löchrigen Schuhen durch die Herbstkälte stapfen müssen. Kleine Bürger unserer Stadt, die mitunter verbergen, dass die Not daheim so groß ist: All das gibt es in unserer „Stadt der Reichen“. Eigentlich ein Armutszeugnis.

Für das Thema Armut sensibilisieren

Um auf diese Not aufmerksam zu machen und die Mitbürger dafür zu sensibilisieren, startete in Baden-Baden am Freitag die Aktionswoche „Arme Kinder, Arme Gesellschaft“. Das ist ein landesweites Projekt der freien Wohlfahrtspflege, bei dem sich Verbände der Kurstadt beteiligen. Veranstaltungen gibt es Corona-bedingt nicht, allerdings einen Quiz samt Malwettbewerb in Kooperation mit den Grundschulen. Dieser wird im Schulunterricht stattfinden.

Die Armutsgefährdung* steigt und steigt

Am Samstag, 17. Oktober, war der Internationale Tag zur Beseitigung der Armut. Doch man ist in unserer Gesellschaft noch weit davon entfernt, allen helfen zu können oder zu wollen: Die Armutsgefährdung allgemein ist in den vergangenen Jahren gestiegen, wie das Statistische Landesamt in Stuttgart gerade gemeldet hat: 15,6 Prozent der Menschen in Baden-Württemberg waren 2019 betroffen. Sie verfügten über weniger als 60  Prozent des Durchschnittseinkommens der Baden-Württemberger. 2011 hatte der Wert noch bei 14,5  Prozent gelegen.

Wer sonst noch armutsgefährdet ist

Frauen waren 2019 in Baden-Württemberg mit 16,6  Prozent häufiger armutsgefährdet als Männer. Einen besonders hohen Anteil armutsgefährdeter Personen gab es in der Altersgruppe der 18 bis unter 25-Jährigen: Fast jeder Vierte ist betroffen.
Ebenfalls überdurchschnittlich war die Armutsgefährdung bei den 65-Jährigen und Älteren. Sie waren zu 18,2  Prozent betroffen, Frauen dieser Altersgruppe sogar zu 20,3  Prozent. Bei den 65-Jährigen und Älteren hat die Armutsgefährdung in den letzten zehn Jahren überdurchschnittlich zugenommen (3,5 Prozent).

Arme Kinder im reichen Bundesland

Zurück zu den Kindern. Tatsächlich ist jedes fünfte aller Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren in Baden-Württemberg arm oder akut armutsgefährdet. Bestimmte Lebenssituationen fördern Armut: etwa Arbeitslosigkeit (der Eltern) – fast jeder zweite Erwerbslose war 2019 armutsgefährdet – sowie das Leben als Alleinerziehende: Hier lag die Quote bei 42,5  Prozent.

*Als armutsgefährdet gilt eine Person, wenn sie in einem Haushalt lebt, dessen Nettoeinkommen unterhalb der Armutsgefährdungsschwelle liegt. Für einen Einpersonenhaushalt lag die Armutsgefährdungsschwelle in Baden-Württemberg im Jahr 2019 bei 1.167 Euro.

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