Homeoffice bleibt in Mode

19August
2024

Bei vielen Angestellten ist es äußerst beliebt: Das Arbeiten in den eigenen vier Wänden hat sich in Deutschland etabliert. Doch einige (wenige) Firmen schwenken schon wieder zurück.

Keine Frage: Wer die Möglichkeit hat, im Homeoffice zu arbeiten, kann sich über viele Vorteile freuen. Der Weg zur Arbeit entfällt – das spart Zeit und (Sprit-)Geld und schont obendrein die Umwelt. Auch wo und wie man arbeitet, bleibt einem überlassen. Am Esstisch, im Arbeitszimmer, auf dem Sofa – alles ist möglich, sofern das Ergebnis stimmt und Erreichbarkeit gewährleistet ist. Und außerdem kann man nebenher eine Maschine Wäsche laufen lassen, einen Handwerker ins Haus lassen oder ein Paket annehmen. Das ist ganz praktisch.

Vor Corona war nur ein Achtel im Homeoffice

Rund ein Viertel aller Erwerbstätigen (23,5 Prozent) waren im Jahr 2023 zumindest gelegentlich im Homeoffice. Das geht aus einer Untersuchung des Statistischen Bundesamts hervor. Damit war der Anteil nur geringfügig niedriger als im Jahr 2022 mit 24 Prozent und im Jahr 2021 mit knapp 25 Prozent. Im März 2022 war die aufgrund der Corona-Pandemie eingeführte Homeoffice-Pflicht ausgelaufen. Wie stark sich das Arbeiten von zu Hause aus inzwischen etabliert hat, zeigt der Vergleich mit dem Vor-Corona-Niveau: 2019 hatten lediglich 12,8 Prozent der Erwerbstätigen im Homeoffice gearbeitet – also rund ein Achtel der Angestellten.

Ein Viertel komplett im Homeoffice

Im Jahr 2023 arbeitete knapp die Hälfte (44 Prozent) der Erwerbstätigen, die Homeoffice nutzten, genauso oft oder häufiger am Arbeitsplatz als von zu Hause aus. Gut ein Viertel (26 Prozent) war vollständig im Homeoffice. 2022 waren 39 Prozent der Erwerbstätigen genauso oft oder häufiger am Arbeitsplatz als im Homeoffice und 31 Prozent arbeiteten ausschließlich von zu Hause aus. Im von der Pandemie stark geprägten Jahr 2021 waren die Anteile noch deutlicher in Richtung Homeoffice-Nutzung verschoben: Damals arbeiteten lediglich 31 Prozent genauso oft oder weniger im Homeoffice als am Arbeitsplatz, 40 Prozent waren dagegen vollständig im Homeoffice. Betrachtet man nur die abhängig Beschäftigten, so war der Homeoffice-Anteil 2023 mit 22 Prozent etwas niedriger als bei den Erwerbstätigen insgesamt.
Beschäftigte von größeren Unternehmen arbeiteten 2023 häufiger von zu Hause aus
Wie häufig Angestellte Homeoffice nutzen, wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst, etwa von der Größe des Unternehmens oder dem Alter der Beschäftigten. So steigt der Homeoffice-Anteil mit der Größe des Unternehmens: Arbeiteten in kleinen Unternehmen (bis 49 Beschäftigte) 13,1 Prozent der Angestellten von zu Hause aus, so waren es in mittleren Unternehmen (50 bis 249 Beschäftigte) 22,9 Prozent. In großen Unternehmen mit mindestens 250 Beschäftigten war der Homeoffice-Anteil mit 33,8 Prozent am höchsten.

25- bis 34-Jährige am häufigsten im Homeoffice

Dass Homeoffice auch genutzt werden dürfte, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu gewährleisten, zeigt ein Blick auf die Verteilung nach Altersgruppen. Den höchsten Homeoffice-Anteil unter den abhängig Beschäftigten hatten 2023 die 25- bis 34-Jährigen mit 26,4 Prozent, gefolgt von den 35- bis 44-Jährigen mit 26,2 Prozent. Die Notwendigkeit einer Kinderbetreuung könnte ein Grund für den vergleichsweise hohen Anteil in dieser Altersgruppe sein. Am seltensten nutzten Homeoffice die 15- bis 24-jährigen Angestellten (12,3 Prozent) sowie die mindestens 65-jährigen (13,1 Prozent).

Wer im Handel oder im Gesundheitswesen arbeitet, profitiert am wenigsten

Wie häufig Homeoffice genutzt wird, hängt auch stark von der jeweiligen Branche ab. Am höchsten war der Anteil 2023 im Bereich IT-Dienstleistungen: Hier arbeiteten knapp drei Viertel (74,7 Prozent) der abhängig Beschäftigten zumindest gelegentlich von zu Hause aus. In der Verwaltung und Führung von Unternehmen sowie in der Unternehmensberatung nahmen 72,5 Prozent Homeoffice in Anspruch, bei Versicherungen, Rückversicherungen und Pensionskassen waren es gut zwei Drittel der Beschäftigten (68,6 Prozent). Im Gesundheitswesen konnten mit 6,4 Prozent anteilig die wenigsten Beschäftigten ihre Arbeit auch zu Hause ausüben. Auch eine Tätigkeit im Einzelhandel (8,3 Prozent) oder etwa im Bau- und Ausbaugewerbe (8,4 Prozent) war nur selten im Homeoffice möglich.

Homeoffice-Anteil in Deutschland leicht über EU-Durchschnitt

Im europäischen Vergleich lag Deutschland im Jahr 2023 über dem EU-weiten Durchschnitt. In den 27 Mitgliedstaaten der Europäischen Union arbeiteten durchschnittlich 22,4 Prozent aller Erwerbstätigen ab 15 Jahren zumindest gelegentlich von zu Hause aus. In den Niederlanden (52 Prozent), in Schweden (45,8 Prozent) und in Finnland (42,0 Prozent) war der Homeoffice-Anteil im vergangenen Jahr EU-weit am höchsten. In Bulgarien (2,9 Prozent), Rumänien (3,3 Prozent) und Griechenland (7,4 Prozent) arbeiteten anteilig die wenigsten Berufstätigen von zu Hause aus.

2024 vollzieht sich ein leichter Wandel, seitens der Unternehmen

Seit 2024 rufen große Firmen wie SAP, Deutsche Bank, Volkswagen oder Telekom wieder verstärkt dazu auf, rund drei Tage in der Woche im Büro präsent zu sein. Andere Unternehmen locken mit kostenlosen Gymnastikkursen oder einer neuen Bürogestaltung, um ihre Leute wieder mehr im Büro zu sehen. Warum das so ist? Viele Führungskräfte sehen das mobile Arbeiten kritisch und wollen deshalb mehr Präsenz, wie eine Studie der Universität Konstanz belegt. Ein entscheidender Grund: In der deutschen Arbeitskultur sei die Gleichsetzung von Präsenz mit Produktivität stark verankert, heißt es in der Studie. Wer nach oben möchte, muss da sein – so denken viele Chefs.
Zum Glück ist der Trend „Return to Office“ hierzulande noch überschaubar. Nur ein Fünftel der Unternehmen haben eine Präsenzpflicht eingeführt. Vier Fünftel der Unternehmen bieten die Homeoffice-Möglichkeit.

Die meisten wollen Homeoffice beibehalten

Das ist auch gut so. Denn nur neun Prozent der in der Studie Befragten wollen ausschließlich im Büro arbeiten (Stand 2024). Rund 73 Prozent wollen teils im Büro, teils im Homeoffice arbeiten und 20 Prozent komplett von zu Hause aus.

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