„Es macht großen Spaß, gemeinschaftlich an einem Erfolgsprojekt zu arbeiten“

06Juli
2021

Dorfläden sind ein wertvoller Bestandteil des gemeinschaftlichen Lebens. In Eisental wird der Dorfladen mit viel Engagement betrieben. Hier gelingt, was andernorts scheitert. Interview mit Axel Schroeter, der sich seit Jahren ehrenamtlich für das „DORV-Zentrum“ einsetzt.

Herr Schroeter, Sie engagieren sich für einen Dorfladen in Eisental. Warum?

Axel Schroeter: „Unser DORV-Zentrum (DORV = Dienstleistungen und Ortsnahe Rundum-Versorgung) in Eisental ist nicht nur ein Laden, sondern auch Kommunikations-Mittelpunkt. Hier trifft man sich und tauscht Neuigkeiten und Informationen aus. Nicht nur für die älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger ist dies ein wichtiger sozialer Aspekt. Aber auch die Einkaufsmöglichkeit in nächster Nähe, mit Blick auf den Umweltschutz und die Nachhaltigkeit sind mir sehr wichtig. Außerdem können Kinder hier in einem behüteten Rahmen selbständig einkaufen lernen.“

Wie viele helfende Hände braucht es, damit so etwas funktioniert?

Axel Schroeter: „Der Betrieb des Dorfladens wird durch fest angestellte und auf Basis des Minijobs arbeitende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter organisiert. Allen voran unsere Geschäftsführerin Christine Donath. Unterstützend wirkt ein ehrenamtlich tätiger Aufsichtsrat und ehrenamtlich engagierte Bürger. Beispielsweise wird ein wöchentlicher Fahrdienst angeboten, der Kunden und Kundinnen, die nicht mehr so mobil sind, ins DORV-Zentrum fährt und wieder nach Hause bringt.“

Was kann man dort alles kaufen?

Axel Schroeter: „Alles. Güter des täglichen Bedarfs. Vom Trockensortiment über Konserven, Hygieneartikel, Getränke, Obst- und Gemüse bis hin zu Zeitschriften, Süßwaren und so weiter, vorrangig, Backwaren von zwei regionalen Bäckereien, Fleisch- und Wurstwaren von einer regionalen Metzgerei sowie Molkereiprodukte. Wir legen besonderen Wert auf regionale Produkte und Frische. Außerdem haben wir ein eine Café-Ecke, eine Post-Agentur und eine Lotto-Annahmestelle. Ergänzend bieten wir in Kooperation mit einer regionalen Apotheke auch einen Rezeptservice an.“

Arbeiten Sie alle ehrenamtlich?

Axel Schroeter: „Unser aktives Verkaufsteam arbeitet in entlohnten Beschäftigungsverhältnissen. Ehrenamtlich arbeitet unser, der GmbH zur Seite gestellte Aufsichtsrat, die Fahrer unseres Fahrdienstes und unterstützende Personen, die meist schon in der Gründungszeit dem planenden DORV-Team angehörten.“

Was stecken Sie an Zeit rein? 

Axel Schroeter: „Den zeitlichen Aufwand für die unterstützende Arbeit kann ich in Bezug auf Zeiträume nicht genau beziffern. Es gibt Zeiten, in denen eine Aufsichtsratssitzung innerhalb von zwei, drei Monaten ausreichte. Momentan sind wir, fast acht Jahre nach der Gründung, mit der Modernisierung der Kühltechnik beschäftigt. Dies erfordert einen höheren zeitlichen Einsatz. Es macht großen Spaß, gemeinschaftlich an einem Erfolgsprojekt zu arbeiten. Da ist der zeitliche Aufwand zweitrangig.“

Bekommen Sie Unterstützung vom Land, etwa durch ein Leader-Projekt?

Axel Schroeter: „Die zuvor erwähnte Erneuerung der Kühltechnik wird zu einem großen Teil durch das Leader-Projekt unterstützt. Beistand erfahren wir auch auf kommunaler Ebene. Die Stadtverwaltung Bühl und der Gemeinderat stehen unterstützend zu unserem DORV-Zentrum.“

Mit welchen Problemen haben Sie zu kämpfen?

Axel Schroeter: „Gesetzliche Vorgaben zwangen uns auch, ein neues Kassensystem anzuschaffen. Unser Dorfladen ist eine GmbH und unterliegt den betriebswirtschaftlichen Zwängen. Ziel ist es zumindest eine schwarze Null zu erwirtschaften. Jede ungeplante Investition, erhöhte Abgaben oder steigende Personalkosten können schnell zu einem Problem werden.“

Was können Sie anderen Gemeinden empfehlen, die auch einen Dorfladen betreiben wollen? 

Axel Schroeter: „Ich empfehle eine sorgfältige Standortplanung. Der Dorfladen sollte zentral und am besten in der Dorfmitte liegen. Wir haben im Vorfeld der Planung eine Bedarfsanalyse in Form einer Bürgerbefragung durchgeführt. Dies bildete eine wertvolle Grundlage. Wichtig ist die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger. Unsere Dorfgemeinschaft konnte sich in mehreren Info-Veranstaltungen einbringen.
Die finanzielle Grundlage für die Gründung unseres DORV-Zentrums bildete die Zeichnung von Anteilscheinen. Somit sind unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger zum großen Teil am Dorfladen beteiligt und kaufen heute in ,ihrem’ Laden ein.“

Was war das schönste Kompliment, das Sie in Ihrer Arbeit bestätigt hat?

Axel Schroeter: „Das größte Kompliment ist für mich der andauernde Erfolg unseres Ladens und der Zuspruch unserer Einwohner. Was mich motiviert, ist die harmonische Arbeit in unserem Gründungsteam und heute im Aufsichtsrat, gemeinsam ,von uns, für uns’.“

Fotos: FBB-Archiv