Einbrecher wirksam abschrecken

13Oktober
2020

Die dunkle Jahreszeit hat begonnen. Und mit ihr kommt die Angst, dass Einbrecher wieder ihr Unwesen treiben. Im elsässischen Oberhoffen werden diese mit einer simplen Methoden abgeschreckt.

Das orangefarbene Schild am Ortseingang ist nicht zu übersehen: „Aufmerksame und solidarische Nachbarn“ ist in französischer Sprache darauf zu lesen. Die französische Organisation „Voisins vigilants et solidaires“ betreibt eine Website, die es Menschen, die in der Nachbarschaft leben, ermöglicht, miteinander in Kontakt zu treten, um einfach und kostenlos gemeinsam die Gefahr von Einbrüchen zu bekämpfen.

Alle 90 Sekunden ein Einbruch in Frankreich…

Das hat bei unseren Nachbarn einen ansehnlichen Erfolg: In Frankreich findet alle 90 Sekunden ein Einbruch statt. In den Vierteln oder Gemeinden, die Mitglieder der „aufmerksamen Nachbarn“ sind, hat das Innenministerium einen Rückgang der Einbrüche um 40 Prozent pro Jahr festgestellt.

…und alle zwei Minuten in Deutschland

Einbrüche sind auch in Deutschland ein Problem. Eingebrochen wird hierzulande im Zweiminutentakt. 2019 gab es 87.145 polizeilich erfasste Fälle von Wohnungseinbruchdiebstahl. 2015 waren es sogar 167.136. Nicht ohne Grund wird der Einbau von Sicherheitstechnik seit einigen Jahren vom Staat bezuschusst. Die Branche der Alarmanlagenhersteller boomt. Doch auch ohne Technik und Alarmanlage kann man sich helfen – wenn man sich im Viertel kennt und vertraut.

Infos via SMS

Auf der französischen Seite der „Voisins vigilants et solidaires“ kann man Abreisetermine in den Ferien teilen, Ankündigungen veröffentlichen, Nachbarn kennenlernen und sie im Bedarfsfall warnen. Per SMS informieren sie sich gegenseitig, sobald unbekannte Personen sich im Viertel verdächtig verhalten. Das Info-System informiert sofort jeden Nachbarn, sobald eine potenzielle Gefahr von einem Nachbarn oder der städtischen Polizei gemeldet wird. Hunderte von Gemeinden unterstützen die Aktion bereits, indem sie diese Beschilderung finanzieren und eine wachsame und solidarische Gemeinde werden.

„Keine Nachbarschaftspolizei“

Eines ist den Verantwortlichen ganz wichtig: „Die wachsamen und solidarischen Nachbarn sind keine Nachbarschaftspolizisten. Sie organisieren keine Patrouillen und greifen nie ein. Es geht also nicht um Selbstverteidigung, sondern um Prävention“, betont Thierry Chicha, einer der Gründer. Bereits 2017 gab es 250.000 wachsame Nachbarhaushalte 500 wachsame Rathäuser.

Dieses Beispiel könnte auch in Baden-Baden Schule machen. Wenn die Stadt selbst eine Plattform zur Verfügung stellen würde, wäre das ein Service, der wahrscheinlich von vielen Bürgern angenommen würde.

Fotos: FBB-Archiv