Ein Kleiderschrank für alle

09August
2022

In Durmersheim steht seit geraumer Zeit ein öffentlicher Kleiderschrank. Wie auch die Idee, gebrauchte Bücher kostenlos für das Gemeinwohl zur Verfügung zu stellen, erfreut sich dieser Fundort für Pumps, Pullis und Hosen großer Beliebtheit. Ein Beispiel, das Schule machen könnte – auch in der Kurstadt.

Von der Idee bis zur Umsetzung war es nur ein kurzer Weg: Annette Frei hatte den Gedanken, in Durmersheim einen öffentlichen Kleiderschrank aufzustellen. Immer mehr Menschen in Deutschland können sich neue Kleidung nicht mehr leisten. Da kommt eine schöne Auswahl an Kleidern, Röcken oder Blusen wie gerufen. Den Schrank dafür hat Frei über Ebay gefunden. Nach einem wetterfesten Anstrich stellte sie das stattliche Möbelstück zusammen mit ihrem Mann im Zentrum von Durmersheim auf: am Bickesheimer Platz.

Der Schrank war schnell aufgestellt

Die Gemeinde hatte schnell ihr Einverständnis gegeben, dass das Möbelstück aufgestellt werden darf. Einen öffentlichen Bücherschrank gibt es bereits in der Nähe. Auch die Geschäftsleute oder Anwohner in der Nachbarschaft stimmten dem Plan bereitwillig zu. Seitdem wird das 100 Jahre alte Holzmöbel regelmäßig von Durmersheimern mit Kleidung befüllt. Auch Schuhe oder Jacken finden dort ihren Platz. Und so kommen Stücke, die der eine zu viel im Kleiderschrank hat, in die Hände derer, die sie gut brauchen können – und die nicht einmal etwas dafür bezahlen müssen.

Bietigheim stand Pate

Auf die Idee mit dem öffentlichen Kleiderschrank kam die Initiatorin durch den öffentlichen Kleiderschrank, den es in Bietigheim vor dem evangelischen Gemeindezentrum gibt. Warum nicht auch so etwas in Durmersheim umsetzen?

Tauschen und teilen ist nachhaltig

Die Idee findet überall Zuspruch, auch bei Janine Lauer, Sprecherin der Agenda 21 in Durmersheim. Sie freut sich darüber, dass Kleidung, die viel zu schade für die Altkleidersammlung ist, jetzt noch einmal aufgetragen werden kann. Die Agenda 21 setzt sich für Nachhaltigkeit ein und möchte diese durch eine veränderte Wirtschafts-, Umwelt- und Entwicklungspolitik erreichen, sodass nachfolgende Generationen auch noch in etwa so leben können wie wir heute. Gegründet wurde die Agenda 21 auf der Internationalen Konferenz der UN 1992 in Rio de Janeiro. Viele kleine lokale Agenden 21 sind entstanden, um diese Idee in die Städte oder Gemeinden zu tragen.

Unmengen von Wasser sind vonnöten, um Jeans zu produzieren

Kleidung herzustellen, benötigt viele natürliche Ressourcen, wie etwa Wasser. Allein für eine Jeans werden durchschnittlich 8.000 Liter Wasser verbraucht. Kleidung so lang wie möglich zu tragen oder eben weiterzugeben, ist nachhaltig.

Zwei Fliegen mit einer Klappe

Und so erfüllt der öffentliche Kleiderschrank gleich zwei Zwecke: Er schont den Geldbeutel und schützt gleichzeitig die Umwelt. Da der Kleiderschrank unter einem Vordach steht, ist er vor Regen gut geschützt. Auch Parkplätze finden sich in der Nähe. Die Hosen, Hemden und Jackets gehen schnell weg, was alle freut.

Die Regeln sind einfach

Jeder, der etwas spenden will, darf maximal vier Kleidungsstücke auf einmal bringen. Der Inhalt des Schranks wird regelmäßig kontrolliert. Es wird etwa geprüft, ob alles sauber ist und wirklich tragbare Sachen darin hängen.

Das unkomplizierte Geben und Nehmen – es funktioniert reibungslos. Fragt sich, wann sich in Baden-Baden Menschen finden, die ein solches Sympathieprojekt auf die Beine stellen. Schwierig ist es nicht.

Bild: pixabay.com | unsplash.com | Ben Becher