„WASCHVERBOT“ AM SONNTAG – DAS SAGT DIE BETROFFENE

31Oktober
2025

Selten zuvor hat eine Meldung unserer FBB-News für so viel Wirbel gesorgt. Vor einer Woche hatten wir berichtet, dass das Ordnungsamt die Betreiberin eines SB-Waschsalons am Augustaplatz angewiesen hat, an Sonn- und Feiertagen ihren Waschsalon geschlossen zu lassen, weil dies die „Sonntagsruhe“ störe. FBB-News hat mit der Betreiberin Mihaela Zaharia gesprochen.

FBB-News: Frau Zaharia, seit wann sind Sie als Unternehmerin in Baden-Baden aktiv?

Mihaela Zaharia: Ich habe nach meiner Übersiedlung aus Rumänien 1999 zunächst in Karlsruhe gelebt und gearbeitet. Erst als Angestellte in einer Textilreinigung und ab 2000 selbständig mit einer eigenen Reinigung. Dabei habe ich gelernt, was es heißt, selbständig zu sein: 12 Stunden-Tag, Sechstagewoche und 7 Jahre kein Urlaub. Aber ich war zufrieden, denn mein Geschäft lief gut. Während Corona war ich zu Besuch in Baden-Baden und habe mich spontan in die Stadt verliebt. Mein Entschluss, hier eine eigene Reinigung zu eröffnen, stand noch am gleichen Tag fest. Kurz darauf hatte ich die Chance, die Augusta-Reinigung zu übernehmen und seit September 2020 steht mein Namensschild hier an der Tür.

FBB-News: Und seit wann betreiben Sie den benachbarten SB-Waschsalon?

Mihaela Zaharia: Wenn man wie ich, mitten im Zentrum eine Reinigung betreibt, bekommt man schnell mit, wie unsere Stadt tickt. Immer wieder fragten mich Touristen, jungen Leute oder Singles ohne eigene Waschmaschine nach einem SB-Waschsalon, so wie es sie in allen Städten der Welt gibt. Als ich im Oktober 2021 erfuhr, dass die Geschäftsräume in der Lichtentaler Straße 43 zu mieten seien, fasste ich mit meinem Partner den Entschluss, dort den ersten SB-Waschsalon zu eröffnen. Wir haben mehrere hunderttausend Euro in den Umbau investiert und dabei alle nur erdenklichen behördlichen Auflagen erfüllt. Am 1. August 2022 konnten wir eröffnet und haben seitdem sieben Tagen die Woche geöffnet – so wie andere Automatengeschäfte auch, die Getränke, Süßigkeiten oder Zigaretten verkaufen.

FBB-News: Wann hat sich das Ordnungsamt das erste Mal bei Ihnen gemeldet?

Mihaela Zaharia: Am 11. Oktober 2025, also drei Jahre nach der Eröffnung. Und dann gleich schriftlich, verbunden mit der Vorgabe, ab Ende Oktober unsere Öffnungszeiten anzupassen, also den Salon an Sonn- und Feiertagen nicht zu öffnen. Anderenfalls drohe ein Ordnungswidrigkeitsverfahren. Ich bin aus allen Wolken gefallen. Hier ist am Sonntag doch niemand außer den Gästen, die ihre eigene Wäsche waschen und dafür unsere Waschmaschinen und Trockner nutzen. Wenn Sie zuhause am Sonntag waschen, stört sich ja auch niemand daran.

FBB-News: Wie wichtig ist denn der Sonntag für Ihr Geschäft?

Mihaela Zaharia: Sonntag ist unser umsatzstärkster Tag. Das ist ja auch leicht zu verstehen, denn nur dann haben viele unserer Kunden frei um sich um ihre Wäsche zu kümmern.

FBB-News: Und wie soll es jetzt weitergehen?

Mihaela Zaharia: Ich weiß es auch nicht. Allerdings hoffe ich sehr, dass die Stadtverwaltung erkennt, dass ein SB-Waschsalon ebenso zu einer modernen touristisch geprägten Stadt dazugehört, wie Hotels, Appartements, Cafes, Museen oder Taxen. Schließlich zahle ich ja auch den jährlichen Fremdenverkehrsbeitrag, den alle Gewerbetreibenden in der Innenstadt bezahlen weil sie ja angeblich vom Fremdenverkehr profitieren. Wenn wir an unserem wichtigsten Tag nicht mehr öffnen dürfen, sehe ich nicht, wovon wir profitieren sollten.

FBB-News: Glauben Sie, dass sie jemand angeschwärzt hat beim Ordnungsamt?

Mihaela Zaharia: Das kann ich mir wirklich nicht vorstellen. Die anderen Mieter hier im Haus haben sich nie beschwert, dass wir sonntags geöffnet haben, andere Anwohner aus der Straße auch nicht. Aber ich bin keine Detektivin und auch keine Juristin, sondern Unternehmerin mit Leib und Seele. Ich sehe meine berufliche und private Zukunft in Baden-Baden und möchte deshalb im guten Einvernehmen mit meinen Nachbarn und natürlich der Stadtverwaltung leben. Wenn sich also tatsächlich jemand in der Nachbarschaft gestört fühlt, dann soll er sich bitte bei mir melden. Und mein Wunsch an die Stadtverwaltung wäre, dass sie erkennt, dass SB-Waschsalons zu einer modernen Stadt einfach dazugehören.

FBB-News: Vielen Dank, Frau Zaharia und alles Gute für die Zukunft, wir werden weiter berichten.

 

Bei DM kaufen und gleichzeitig unsere Stadtbibliothek unterstützen

Wer in den letzten Tagen bei DM in der Gernsbacher Straße eingekauft hat, dem ist sicher im Schaufenster das Plakat mit der bekannten Baden-Badener Journalistin und Moderatorin Evelin König aufgefallen. Am Montag, den 3. November vom 14 – 15 Uhr wird Evelin König im DM an der Kasse sitzen, und zwar für einen guten Zweck: die Einnahmen, die Evelin König in dieser Stunde kassiert, spendet DM vollständig an die Stadtbibliothek Baden-Baden. Das Geld fließt in de Projekte der Stadtbibliothek zur Leseförderung.

Wir finden die Initiative toll, weisen deshalb gerne darauf hin und ermuntern alle Leser zum Mitmachen. Danke an DM, Evelin König und unsere Leser – wieder eine gelungene private bürgerschaftliche Initiative, um die unter der Haushaltssperre leidenden kulturellen Einrichtungen unserer Stadt zu unterstützen.

 

 

Jan-Michael Meinecke

2. Vorsitzender

Freie Bürger für Baden-Baden e.V. / Ortschaftsrat Ebersteinburg

 

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