Baden-Baden will familienfreundliche Stadt werden

11Oktober
2019

Die Kurstadt beantragt aktuell ein Qualitätsprädikat, um sich familienbewusste Kommune nennen zu dürfen. Treiber der Idee ist Sozialbürgermeister Roland Kaiser.

Ettlingen hat ihn, Pforzheim und Ravensburg können auch damit glänzen, wie zahlreiche andere Städte Baden-Württembergs: den Nachweis, gute Rahmenbedingungen für Familien zu schaffen. Um das Qualitätsprädikat „Familienfreundliche Kommune plus“ zu bekommen, das im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft Netzwerk Familie Baden-Württemberg e.V. vergeben wird, muss sich eine Gemeinde als solche ausweisen. „Dafür müssen wir einen sehr umfangreichen Fragebogen bearbeiten, in dem wir nachweisen müssen, was wir hier für Kinder, Familien oder auch Senioren tun. Erst, wenn man 70 bis 80 Prozent der Kriterien erfüllt, bekommt man diese Auszeichnung“, sagte uns Bürgermeister Roland Kaiser bei unserem Gespräch im Juli.

Viele Fragen müssen beantwortet werden

Elf Handlungsfelder werden geprüft, sie stellen zentrale Themen bei der Förderung von Familien und ihrer Angehörigen dar: Dazu gehören etwa das Thema „Vereinbarkeit von Beruf und Familie“, „Älter werden und Beziehungen der Generationen“, aber auch „Wohnen, Wohnumfeld, Verkehr“. Bei letztem Punkt wird etwa abgefragt, inwieweit die Kommune preisgünstigen Wohnungsbau für Familien fördert – ob hier die Kurstadt wirklich Punkte sammeln kann?

Die Sache mit der Kinderbetreuung

Wissen will man außerdem, wie viele Plätze für die Kinderbetreuung zur Verfügung stehen. Dass es ab 2020 einen neuen Schülerhort in der Kurstadt geben wird, ist sicher ein gutes Signal – dennoch bewegt sich Baden-Baden bei der Kinderbetreuung im Vergleich zu anderen Stadt- und Landkreisen lediglich im Mittelfeld, wie ein Bericht der Verwaltung, der am Montag in der Gemeinderatssitzung vorgelegt wurde, belegt. Aktuell werden im Stadtkreis knapp 1.800 Kinder in 32 Einrichtungen betreut. Wie die Kosten der Kinderbetreuung von den Eltern empfunden werden, taucht als Frage allerdings nicht im Prüfkatalog auf. Aktuell läuft in Baden-Baden eine große Unterschriftenaktion von engagierten Eltern, die eine Reduzierung der Betreuungskosten für ihre Kinder von der Stadt fordern. Knapp 800 Euro für drei zu betreuende Kinder – die Kosten drücken hier gewaltig!

Im Frühjahr 2020 schlägt die Stunde der Wahrheit

Der Bewerbungsprozess für das Qualitätsprädikat läuft bis Anfang kommenden Jahres. Im Frühjahr 2020 könnte es der Stadt verliehen werden. Das Vorhaben, das Prädikat zu erwerben, wurde in der Stadtverwaltung vor fünf Jahren schon einmal angefangen, aber nie zu Ende gemacht. Roland Kaiser griff es wieder auf. „Ich erhoffe mir Nachbesserung in den Bereichen, in denen wir nicht gut sind.“ Und er kennt die Schwachstellen, wenn er sagt: „Was uns definitiv fehlt, sind Freizeitmöglichkeiten für Jugendliche.“

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